HEINRICH KURT OTTO HAUBROK
VORGANG REISIGER "NEUS" - Para-Funker von BBO.
Der Niederländer REISIGER aus Roosendaal der wegen seiner grossen Nase auf den Schulen von seinem Kameraden auch "NEUS" genannt wurde, wurde etwa um die Jahresmitte 1944 zusammen mit Parachutist-Orangisator "DIRK" vom BBO in der Umgebung von Apeldoorn gedropt. Während "DIRK" im Lande Sabotage-Truppe formte und Waffendroppingen wahrnahmm diente ihm REISIGER als sein Funker. "DIRK" (Sjeerp Postma) - dessen nähere Personalien ich zur Zeit nicht mehr angeben kann - arbeitete sehr eng mit dem LKP zusammen. Etwa im Oktober 1944 hatte "DIRK" in der Kamer van Koophandel in Utrechtein zusammentreffen, an der 10-12 seiner Waffen Instrukteure teilnahmen. Darunter befand sich auch ein Parachutist Instrukteur der aber im letzten Augenblick fliehen konnte (Maarten Cieremans).Die festgenommenen: Parachutist-instrukteur-Organisor "DIRK" und ca. 10-12 Mann wurden in einer SS Kaserne in Apeldoorn untergebracht, ohne zu wissen dass sich unter den Gefangenen ein Parachutist nähmlich "DIRK" befand.
Der LKP Landeleiter "FRANK" (
Johannes van Beijnen), sein Vertreter PAUL ESMEIJER und weitere 8-10 Mann versuchten abends einen Überfall auf die Kaserne, um die Gefangenen zu befreien. Bei diesem Überfall gab es auf beiden Seiten Tote. darunter befanden sich auch LKP-Leiter "FRANK" und sein Vertreter Paul ESMEIJER, beide aus Rotterdam.
Als man deutscherseits nach einigen Tagen festgestellt hatte, dass sich bei den Festgenommenen um Waffeninstrukteure und Unter-Instrukteure handelte, wurden sie kurzerhand standrechtlich abgeurteilt und in der Kaserne erschossen. Aso hatte man den Parachutist-Instrukteur und Organisor "DIRK" mit erschossen. ohne ihn erkannt zu haben. Ihm galt eigentlich in erster Linie der Befreiungsversuch. Alles was ich hier bisher über "DIRK" und der Festnahme in der "Kamer van Koophandel" niedergeschrieben habe, habe ich erst erfahren, als einige Monate später der Funker des "DIRK", "NEUS" REISIGER durch mich verhört wurde. Ich wusste bisher davon nichts und auch nichts von den platzgehalten Erschiessungen in der SS Kaserne in Apeldoorn. De richtigen Namendes "DIRK" und "FRANK" und auch die dem geflüchtete Parchutist-Instrukteur -X- sind mir inzwischen entfallen.

Durch den Ausfall des "DIRK" stand dessen Funker REISIGER allein und ohne Organisator bzw. Chef. Zu der Zeit sendete und wohnte er noch mit "DIRK" in einem Wochendhaus in Apeldoorn oder dessen Umgebung. Es kann auch in einem Wohnwagen gewesen sein. REISIGER verlegte daraufhin seine Funkstelle nach Utrechtund Zeist.
An die Stelle des Organisators "DIRK" sprang ein später von England gedropter Instrukteur -X-. Er kam vermutlich aus Rotterdam, wo er voher gearbeitet hatte. Auch sein Name ist mir entfallen.
Durch den Ausfall "DIRK" und mehrfache Anpeilung des Senders wurde der Funker REISIGERsehr nervös und lies an starken seelichen Depressionen. Er beantragte in England, einen Funknachfolger ausbilden zu dürfen, der seine Stelle einnehmen sollte, während er selbst nach England zurückkehren wollte. Dieser neue Funker war ein ehemaliger Binnenlandfunker namens "BOB" (
Bob Vree) vermutlich aus Den Haag. "BOB" übernahm bereits etwa Beginn Dezember 1944 die Funkarbeit des REISIGER, welcher auf den Start einer Gruppe Englandfahrer von Rotterdam über den Biesbosch -NordBrabant nach England wartete. Zu Weihnachten hat "BOB" seinen Vorgänger, er möge ihn doch über die Weihnachtsfeiertage bei den Sendungen vertreten, da er seine Familiein Den Haag besuchen wollte."BOB" versprach, am Tage nach Weihnachten zurück zu kommen. Er verspätete sich aber am einen Tag und kam erst am zweiten Tage. Aber gerade am diesem ersten Tage nach Weihnachten wurdeden Sender angepeilt und REISIGER festgenommen.Der Funker "BOB" konnte nochrechtzeitig gewarnt werdenund kehrte nicht in die Sendewohnung zurück, wo der Peiltrupp auf ihn wartete.
Die Peilung und Festnahme erfolgte in der Wohnung des Niederländers KLAPPWIJK, Zeist, Griffensteinscheplein 8. Der Sohn der Familie KLAPPWIJK, der als Mitarbeiter und Aufpasser fungiert hatte, konnte bei dem Einfall flüchten und wie gesagt "BOB" warnen. Sofort nach dem Einfall des Peiltrupps erhielt ich vom Stab in Zwolle die Nachricht, an Ort und Stelle zu fahren, um die Festgenommenen zum Verhör zu übernehmen. Festgenommenen waren ausser REISIGER allein noch KLAPPWIJKsenior, die ich mit nach Den Haag nahm und ins Polizeigefängnis einlieferte.
In der Sendewohnung in Zeist wurden 3-4 Sendergeräte mit Kristallen und Sendeplänen unter dem Fussboden des Wohnzimmers vorgefunden und sichergestellt. Ein weiteres gerät befand sich in der Wohnung eines Angestellten des C.C.C.D.-X- Utrecht, Btr? wo sich eine "Ausweichfunkstelle" befand. Auch dieses Gerät war unter einem Fussboden verborgen gehalten. Als ich diese Wohnung anlief, um das Gerät abzuholenwar es angeblich seben durch "BOB" abgeholt worden. REISIGER hatte mir unter der Versicherung diese Adresse genannt, dass ich diesen CCCD-Mann nicht festnehmen würde, auch dann nicht, wenn das Gerät nicht mehr anwesend war.
Der mir namentlich nicht mehr bekannte Centrale Crisis Controlle Dienst Angestellte -X- ein junger, lediger Mann von ca. 35 Jahren, sehr klein, wohnt in einer Seitenstrasse des Centrums von Utrecht, befreundet mit der Sohn KLAPPWIJK aus Zeist, versicherte mir glaubhaft, dass das Gerät vor etwa ein Stunde abgeholt worden sei. Allein befanden sich in dem Versteck unter dem Fussboden noch einige Sendeunterteilen und vermutlich auch der zum Gerät gehörende Sendeplan. Wenn ich ihm auch nicht alles glaubte über seine Harmlosigkeit, so war ich doch an das an REISIGER gegebene Wort meiner Zusicherung gebunden, ihn nicht festnehmen zu wollen. Ich verhörte ihn kurz in seiner Wohnung, bereitete ihm aber sonstkeine Schwerigkeiten. Der Sendeplan (
zendschema Waveney) zu dem Gerät war mir ebensoviel wert wie das Gerät selbst.
Der Verantwortliche der Sendewohnung in Zeist, KLAPPWIJK, senior, gab bei seiner Vernehmung sofort alles. er sagte, dass die jungen Leute - Funker "NEUS" und "BOB" - durch seinenflüchtigen Sohn ins Haus gebracht worden seien. Er konnte nicht abstreiten, dass er um die Sendungen gewusst hatte, weil diese unten in seinem Wohnzimmer stattfanden, welches er und seine Hausangestellte während dieser geheimnisvollen Arbeiten immer verlassen musste. Zu seiner Entschuldigung gab er an, dass sein über 21-jähriger Sohn ihm im Hause fatjeglich Hausgewalt genommen habe. Er habe es erst nicht dulden wollen, dass solch gefährliche Arbeit in seiner Wohnung verrichtet würde, doch habe er sich seinem Sohne beugen müssen. Dieses war zu verstehen und man kann nicht verlangen, dass ein Vater seinen Sohn zur Anzeige bringt. Den inhalt der Vernehmung des KLAPPWIJK habe ich dann aus menschlicher rüchsichtnahme so gestellt, als habe er selbst von en Sendungen nicht gewusst, sondern lediglich vermutet, dass es sich bei den beiden Funkern um Freunde seines Sohnes hadelte, die aus irgendwelchen illegalen Arbeiten heraus nicht in ihrer eigenen Wohnung wohnen konnten. Dardurch schaffte ich es, dass ich KLAPPWIJK bereits nach einige Tagen wieder entlassen konnte.

Somit befand sich allein noch der Funker REISIGER "NEUS" in Haft. REISIGER hatte während seiner Haftzeit in Scheveningen Tage, wo er sehr unter Gemütsdepressionen litt. Er machte sich viele Gedanken über sein Zukunft und vor alle, über seiner Familie in Roosendaal, denn er war nicht glücklich verheiratet. Bereits nach eigigen Tagen legte ich ihn aud seinem Wunsch hin mit seinem alten Bekannten aus England, den BBO-Funket Van DUIN "NOL" zusammen, der ihn immer wieder aufmunterte. Er bekam wiw alle anderen meiner Gefangenen ausreichend zi rauchen und zu essen, einmal durch NRK in Form von Extrapaketen, zum anderen von "NOL" der reichlich von seiner ehemalige Rotterdamer Freunden an Paketen erhielt. Frau van OVEREEM vom NRK hat sich sehr um REISIGER bemüht. Sie brachte mir auch in den Zeiten, wo jeglich Paketenfuhr auch seitens NKR verboten war, laufens alle 14 Tage für jeder meiner Gefangenen je ein Paket, welches etwa: 1 Pfund Butter, 1 Pfund Sucker, Kuchen, Brot und sonstige Lebensmittel ingesamt ca. 2-3 kg, und etwa 2-3 Packungen gute Zigaretten. Wenn dazu noch der gewöhnlichen Verpfegung die alle 8 Tageerscheidenen gewöhnlichen ca 1 kg schweren RK-Tüten - für alle Gefangenen bestimmt - kamen und die meisten meiner Gefangenen sich von Haus noch Lebensmittel schicken lassen konnten, lässt sich ausrechnen, dass meine Gefangenen nicht unternährt Waren. Sie hatten bedeutend mehr als die Bevölkerung, besonders im harten Winter 44/45. Daüber wird das NRK - Frau Van OVEREEM - das beste Zeugnis ablegen können. Da diese besondere Paket-zufuhr verboten war, brachte das NRK diese Pakete unoffiziel zu mir ins Gefängnis und ich sorgte für die Verteilung one dass man es höherenorte merkte. Es war eine Vereinbarung zwischen Frau van OVEREEM und mir. Wenn ich morgentlich ins Gefängnis fuhr war mein Fahrrad mit Paketen behängt, die in meiner Wohnung abgegeben worden. Nicht nur Lebensmittel wurden bei mir abgegeben, sondern auch ganze Flachen mit Genever. Diese waren dann eigentlich für meine Bemühungen, für mich bestimmt. Da man aber allgemein wusste, dass ich kaum geistige Getränke zu mir nahm und darüberhinaus solche auch niemals als Beambtervon Anhörigen meiner Häftliche angenommen haben würde, sprach es sich rasch herum, dass ich diese Getränke mit ins Gefängnis nahm und sie unter meine Gefangenen - vor allem die Parachutist-Agenten - und der als Gefangener im Gefängnis tätige Zahnarzt Dr. JENS aus Oud-Wassenaar, wird über den Punkt "Gefangenenbehandlung" reichlich und gern Angaben machen. er hat sie - soweit seine eigene Haftzeit reichte - fast alle gekannt und behandelt. Verschiedenen hat er Kronen und Brücken angefertigt, die ich von Dienstgeldern bezahlte. So war auch der finanzielle schlecht gestellte Gefangene in der Lage, sich eine Krone oder Brücke machen zi lassen.

Da ich einmal beim Thema "Gefangenenbehandlung" bin, will ich nicht versäumen zu bemerken, "dass es von meinen Gefangenen - die sich nach dem Recht alle Völker der Spionage oder Beihilfe dazu strafbar gemacht hatten - keiner so schlecht gehabt hat, wie ich in diesem ersten Jahr meiner "sogenannten" Kriegsgefangenschaft. Wenn ich von meinen Gefangenen spreche, meine ich natürlich die Zeit, wo ich hier im Lande als Sachbearbeiter (Interrogator) eingesetzt war. Daüber werden meine Gefangenen ze jeder Zeit in der Lage und bereit sein, zu urteilen".

der Parachutist-Funker REISIGER, der wie alle meine Agenten auf der "Rauter-Liste" stand, wurde durch meine Fürsprache und Ungehungsmanöver gestrichen. Ich setzte ihn zu seiner Sicherheit mit auf die Transportliste des Transportes, der Scheveningen bei der Grossräumung etwa um die gleiche Zeit mit dem Ziele Groningen-West Deutschland.
Wie ich später im Strafgefängnis Rotterdam beim Verhör, hat sich der Kranksheitszustand des Agenten zuletzt noch verschlimmert, sodass er wegen anhaltender Gemütsdepressionen von den ihn befreienden canadische Truppen in ein Hospital in Roosendaal gebracht werden musste. Genaueres kann ich darüber aber nicht angeben.



Gerrit Heinrich Reisiger, geboren 1 december 1917 te Haarlemmermeer, overleden 7 april 1945 Itzehoe, Duitsland. SOE/BBO agent/marconist voor Dirk Postma. Gedropt in de nacht van 7 op 8 augustus 1944 in de Wieringermeerpolder. Gearresteerd na uitgepeild te zijn (key-clicks) op 27 december 1944 te Zeist. Code naam missie SCULLING, radioschema WAVENEY, codenaam TURNIQUOITS, KAREL, Gerrit ROYEN, Gerrit Rochard, Gerrit van Berkel en Gerrit Henricus.

Sjeerp Postma, geboren 27 september 1921 te Bedum, geëxecuteerd 2 december 1944 te Apeldoorn. SOE/BBO agent/organisator. Gedropt in de nacht van 7 op 8 augustus 1944 in de Wieringermeerpolder. Gearresteerd tijdens een vergadering in de Kamer van Koophandel te Utrecht op 22 november 1944. Trainingsnaam: Ploeg. Codenaam missie: SCULLING, codenaam SCULLING I. Schuilnaam WITTE DIRK.

Beide agenten worden genoemd in de telegrammen van Tobias Biallosterski, missie DRAUGHTS.
w.mugge@home.nl