HEINRICH KURT OTTO HAUBROK
VORGANG: 5 Briefträger aus Werkendam-Gorinchem - Kuriere Weg A -
Ende Sommer 1944 oder etwas früher wurden die Niederländischen Poststellen Sliedrecht-Gorinchem-Werkendam unter Verdacht gestellt, dass sie Kurierdienste leisteten und Berichte über die Riviere Nach Nordbrabant leiteten. Wenn ich mich recht entsinne, war dieses der beginn des bekannten Kurierwege "A". Schlagartig wurde durch die Fährewache bei Gorinchem durch die Wehrmacht eine Kontrolle der Postssecke vorgenommen, die täglich mehrfach durch Postbeamte über die Fähre nach Werkendam gebrachr wurden. An diesem Tage stellte sich heraus, dass der betr. Briefträger in seiner Manteltasche einen Grossen Briefumschlag trug, der Militärische Berichte und Zeichnungen enthielt. Die Anschrift war getarnt und bestand nicht. In der Brieftasche trug derselbe Briefträger einen kleinen Zettel mit Notizen aus dem seine Tätigkeit hervorging und Deckbezeichnungen enthielt. Insgesamt wurden etwa 5 Briefträger und Postbeamte aus dem Bezirkwegen Verdachts der Spionage durch die Wehrmacht oder Feldgendarmerie festgenommen. Der Vorgang kam zur Bearbeitung an die SiPo, wo ich mit der Untersuchung der Sache befohlen wurden.

Der Briefträger log, so gut er konnte und gab an, der betr. Zettel in seiner Brieftasche, aus dem er ersehen war, dass er bewusst Kurier war, habe sich nie in seiner Brieftasche befunden. Er wollte ihn nicht kennen. Das war der einzige Ausweg, obwohl alles genaüstens feststand. Der Brief war ihm angeblich durch einen Unbekannten in Gorinchem auf der Strasse übergeben worden mit der Bitte, ihn in Werkendam abzuliefern. Der betr. Briefträger in Werkendam, der den Brief haben sollte, war geflüchtet.
Alle fünf Briefträger trugen wenigstens einen Geldbetrage von ca. 1000 Gulden bei sich, was darauf schliessen liess, dass sie "illegal" arbeiteten und Geld hattten, um notfalls "tauchen" zu können. Die Familien wussten von dem Vorhanden sein des Geldes nicht. Die Männer gaben an, dass haben sie sich ihrem Lohnder ca 20 Fl. pro Woche betrug - erspart. Alles unglaubliche Dinge.
Ich hatte mit den Briefträgern, alle waren sie verheiratet und hatten mehrere kleine Kinder, menschliches Mitleid und suchte einen Ausweg für sie. Ich fasste die Sache so ab, als hätten die Leute wirklich nicht gewusst, was sie eigentlich taten.

So konnte ich sie nach und nach einigen Tagen mit einer ernstlichen Verwarnung nach Hause entlassen. Ich war davon überzeugt, dass der weg "A" vorerst mal kaputt war und die Poststellen und Brief träger derartigen Werk nicht mehr anfassen würden.
Einem der Gefangenen hatte ich noch 20 Gulden für die Rückreise nach Gorinchem mitgegeben welche er mir unmittelbar nach der Ankunft der Gefangenen in Gorinchem zurücksenden wollte. Ich habe aber auch von dem Geld nichts mehr gehört, habe mich auch nicht weiter darum bemüht.
w.mugge@home.nl