HEINRICH KURT OTTO HAUBROK
VORGANG: Frau BOON-MEES aus Huis ter Heide -
Frau BOON - eine Dame von ca 55 Jahren - wurde im Jahre 1942 festgenommen, weil sie verschiedeneSpionage Verbindungen hatte. In ihrem Hause in Huis-ter-Heide hatte ein von England gelandeter Parachutist gewohnt und später noch einige durch die SiPo gesuchte Leute aus dem "ID" (Inlichtingendienst) . Sie führte einen Decknamen und machte Verbindungen der einzelnen Spionage Gruppen untereinander. So stand sie auch nachrichtenmässig mit einFunker aus Amersfoort oder Apeldoorn in Verbindung leitete Berichte weiter usw - der später wegen Spionage verurteilt wurde. Jedenfalls war das Schuldkonto der Ehefrau BOON sehr gross. Das Urteil des Kriegsgerichtes in Utrecht lautete: "Frau BOON ist unter dem "Keitel-Erlass" nach Deutschland abzuschieben". Zuerst hatte ich sie im Lager Haaren, später musste ich sie ins Lager Vught bringen, als sie das Urteil gegen sie ausgesprochen worden war. Sie war eine schwache unkranke Frau, aber unglaublich aktiv und fanatisch in ihrer Spionage Arbeit. Für Frau BOON sezte sie sich auch wieder die Frau STOLK aus Wassenaar ein im Auftrage der Familie. Obgleich die Frau BOON so fanatisch und gehässig war, tat sie mir doch in ihrem Schicksal leid und ich versuchte nun, für sie zu tun, was ich eben konnte. Ich machte wieder beim Rechtsberater beim W.B.N. eine Eingabe mit der Begründung, dass Frau BOON nicht einmal den Transport nach Deutschland überleben würde. Als Antwort erhielt die Dienststelle die Verfügung, dass die Anwendung des "Keitel-Erlass" gegen Frau BOON in Wegfalle komme. Sie wurde der SiPo zurücküberstellt mit der Auflage, geeignete sicherheitspolizeiliche Massnahmen gegen sie zu ergreifen. Somit unterstand Frau BOON von nun an wieder der SiPo. Der Befehlshaber der SiPo (Schöngarten) - vielmehr sein Abteilungsleiter DEPPNER - hatte entschieden, dass Frau BOON für die Dauer des Krieges im Lager Vught verblieben sollte, und zwar mit allerhand Vergünstigungen. Ich hielt auch diese Lösung nicht für ausreichend. Die Frau konnte sich nur zu Hause erholen und genesen, Einige Wochen später machte ich eine erneute Vorlage beim Abteilungsleiter mit der Begründung, dass mit dem Ableben der Frau BOON in den nächsten Tage zu rechnen sei, es sei doch besser, sie zu Hause sterben zu lassen, sie sei unheilbar krank. Daraufhin entschied DEPPNER, dass ich dafür sorgen solle, dass Frau BOON entlassen würde. Dieses war aber nicht so ohne weiteres möglich, weil vom RSHA in Berlin erst die Schutzhaft aufgehoben werden musste. Ich beantragte zuerst die Aufhebung, Da die Antworten von Berlin erfahrungsgemäss immer Lange auf sich warten liessen, entliess ich Frau BOON vorweg, ohne den Befehl abzuwarten, der erst nach Monaten eintraf. Als der Befehl von Berlin eintraf, war Frau BOON bereits 2-3 Monate zu Hause. Ich hatte damals der Frau BOON durch die Frau STOLK sagen lassen, dass ich sie mit einem Auto von Vught abholen würde und persönlich nach Hause bringen würde. Dieses hat sich jedoch nicht bewahrheitet, weil ich zu der fraglichen Zeit nicht in Haaren war. Ich gab daher Frau Stolk Bescheid, die für einen Wagen, überhaupt für die Abholung der Entlassenen aus Vught, Sorge trug.
In Diesem Zusammenhang muss ich doch noch einige Details bezüglich eines Reichsdeutschen Dr. GLAHN oder ähnlich aus Den Haag? machen. Dieser Herr, den ich weiter nicht kannte, der sich aber bereits mehrfach für Entlassungen von Gefangenen eingesetzt hatte, erschien eines Tages bei mir im Büro und erklärte mir etwa folgendes: "Ich bin von der Familie BOON beauftragt worden Ihnen 10.000 Gulden für die Freilassung der Frau BOON anzubieten". Ich warf daraufhin den komischen Mann zur Türe hinaus, mit dem Bemerken, dass ich Beamter sei. Am folgenden Tage erschien er wieder und bot diesmal 10,000 Schweizer Franken an oder Schweizerische "schwarze" Werte. Dabei betonte er, dass er bereits mehrere Fälle gehabt habe, wo Gefangene gegen Devisen, die Deutschland so dringend benötige, frei bekommen habe. Ich antwortete ihm, dass so etwasunmöglich sei und fragte ihn, wer denn für die finanziell schlechtgestellten Gefangenen sorgen würde. Ich wies ihn ab, mit der Bemerkung, dass er sich in dem Falle an meiner Chef wenden solle, das war SCHREIEDER. Dieser hat ihn dann auch abgewiessen. Der komische Herr Dr. GLAHN hatte seine 10.000 Schweiz. Franke - die er später vermutlich noch auf 20.000 erhöhte, bei der SiPo nicht los werden können.
Frau BOON wurde einige Wochen später ohne die Lieferung der Devisen entlassen. Wieder einige Monate später hörte ich zufällig, dass Dr. GLAHN bei der Familie BOON, die Sache so gedreht hatte, als habe er Frau BOON freigekauft. Da ich aber genau wusste, dass weder die Dienststelle noch irgendjemand privat Geld oder Geldeswert von GLAHN angenommen hatte, stand es fest, dass falls die Familie BOON wirklich die Devisen geliefert hat - diese durch GLAHN in verbrecherischer Weisse eingesteckt worden sind. Ich machte daraufhin eine Schriftlichen Meldung an den Befehlshaber der SiPo, der die Festnahme des GLAHN anordnete. Er wurde zur Festnahme ausgeschrieben, konnte aber, so viel ich weiss, nicht mehr festgenommen werden.
Frau BOON - und besonderes Fraulein oder Frau STOLK aus Wassenaar - weiss, was ich für sie getan habe. Wenn Frau BOON die näheren Zusammenhänge ihrer Entlassung nicht genau wissen sollte, weiss sie aber bestimmt Frl. van STOLK.



Elisabeth Johanna Boon-Mees. Geboren 30 november 1888 te Rotterdam, overleden 24 mei 1977 te Zeist. Huwde op 1 september 1910 met Jan Boon (1877-1960) te Rotterdam.
Zij werd op 18 juni 1942 in de strafgevangenis te Scheveningen ingeschreven, op 10 juli 1943 weer uitgeschreven, om vervolgens naar Kamp Vught te worden getransporteerd.

Gaat het hier om H. von Glahn uit Den Haag?

Wie is deze juffrouw, of mevrouw Van Stolk uit Wassenaar?