HEINRICH KURT OTTO HAUBROK
VORGANG: A. van SCHENDEL u.a.  - Radiodienst -
Der "Radio-Dienst" stand hier in Niederland fast bis zum Schluss unter der Leitung des durch die SiPo langegesuchten Niederländers - Jan THIJSSEN techn. Beambter der T.u.T. (PTT) Den Haag. Wohnung: Rijswijk und Hilversum der unter der Deckbezeichnung "LANGE JAN" bekannt war. Der "RD" war in einer "Binnenlandschen" und Buitenlandschen" Gruppeunterteilt. Sein Chef-Marconist war der obengenannte Anton van SCHENDEL, - techn. Beambter der T.u.T. Den Haag - Kamperfoelieplein 3a. Es waren überall im Lande Sendeposten errichtet und man war bereits mit der Fertigstellung eines "Landes-Sendenetzes" begonnen. Der Norden des Landes wurde durch den "Sendeleiter Nord" Ch.J. van TIJDGART (Tijdgat), Groningen, Museumstraat 6a, besetzt, während der "Chefmarconist" Van SCHENDEL den Posten des "Sendeleiters West" einnahm. Zum Sendeleiter "Süd" war Versicherungs-Inspectör GRAAFHUIS aus Arnhem bestimmt worden. Der Osten des Landes wurde durch THIJSSEN selbst bearbeitet, der sich viel in der "Achterhoek" aufhielt. Als Codeoffizier -C.O. - fungierte der Reseveoffizier Koos RIJKEBOER aus Groningen. Im Centrum des Landes diente das Haus des Geschäftsmannes -X- ENGEL, Lichtreclame -Anstalt, Amersfoort als Kontakt- und Versammlungsadresse. Hier kam man alle 8-14 Tage zu Besprechungen zusammen.Eine weitere Kontaktadresse befand sich in Amsterdam in der Person des Geschäftsmannes -X- KOHLWAY - genannt "Oom .....", der auch den Bau der Sendegerät finanzierte.

Das Schema sah etwa folgendermassen aus: "Radio-Dienst" THIJSSEN (Leiter RD), Van SCHENDEL (Vertreter und CMC), Van SCHENDEL (Sende Leiter "West"), THIJSSEN (Sende Leiter "Ost"), Van TIJDGART (Sende Leiter "Nord"), GRAAFHUIS (Sende Leiter "Süd") und RIJKEBOER (codeoffizier).
Jeder der genannten Sendeleiter hatte in seinem District eine Reihe von Funker in Ausbildung und Sendeadressen.

Der "RD" hatte bis etwa 1943 hauptsächlich in Ermangelung einer "England-Verbindung" an dem "Inlandsfunknetz" gearbeitet. "Der LANGE JAN" sah aber seinen Ehrgeiz in einer Auslandverbindung. Er hatte gehört, dass der Dr. Med. OOSTERHUIS aus Delfzijl - Deckname "ZWAANTJE" - über den Seeweg Delfzijl - Stockholm - London eine "Funkverbindung mit England" zufällig in die Hand bekommen hatte. Dieser konnte aber, da er kein Fachmann war, mit Code und Funk geräten nichts beginnen und wendte sich an den De KONING, Lehrer der Seefahrtschule Groningen in Groningen, der die Funklinie ausbaute und so mit dem Fachmann Van TIJDGART Groningen in Verbindung kam. Van TIJDGART stand innerhalb des "RD" wieder mit Van SCHENDEL und Jan THIJSSEN im Kontakt, sodass sich so der "RD" in die England-Verbindung einschalten konnte.
Dr. Med. OOSTERHUIS und De KONING blieben eine "Selbst:andige Sendegruppe" und wollten mit dem "RD" weiter nichts zu tun haben, allein wollten sie dem "RD" durch ihre eigene Sendeverbindung eine Englandverbindung vermitteln. THIJSSEN forderte über die "Linie Dr. OOSTERHUIS" in England Geräte und Code an, die auch mit dem Dampfer "Exelsior", Kpt. ABEN - Delfzijl - in Niederland ankamen. Dann trennte sich der "RD" von dieser Sendegruppe. (Die Sendegruppe des Dr. OOSTERHUIS ist später aufgerollt worden und Dr. OOSTERHUIS - De KONING und anderen festgenommen - Sacharbeiter war Obersturmführer ORTMANN.

In der "Auslands-Sendegruppe" des "RD" arbeiten aktiv hauptsächlich: THIJSSEN (als Leiter), Van SCHENDEL (als Chef Funker), Van TIJDGART (als Funker), Van BEENEN (als Reserve Funker) und BOLHUIS (als Kurier und Kontaktmann). Bei Van BEENEN handelt es sich um den Funkmechaniker und Leiter einer "Philips-Radio-Filiale" - Harry van BEENEN, Groningen, Wassenberscheweg 34. Es war durch seinen Freund TIJDGART und später auch Van SCHENDEL als Funker ausgebildet worden - nahm auch teilweise aktiv durch Abhören der Funksprüche an den Sendungen teil - und stellte seine Wohnung bzw. Werkstatt in Groningen als Funkstelle zur verfügung. Der Kurier BOLHUIS - Beambter der Stadt Groningen, Strasse ? machte für Van SCHENDEL und Van TIJDGART Kontakte und transportierte die Sendegeräte zu den einzelnen Sendestationen. Er war technisch nicht unterlegt. Ich kann heute wirklich nicht mehr sagen, wie de Festnahme der "Van Schendel-Gruppe" ins Rollen kam, wer zuerst fest genommen wurde. Ich vermute, dass man durch die Festnahme von Dr, OOSTERHUIS, De KONING und BOEREMA (Siehe auch unter nr. 25) auf TIJDGART stiess und somit auch auf Van SCHENDEL. Ich glaube nicht, dass Van SCHENDEL angepeilt wurde. Er wurde etwa Ende 1943 in Amsterdam, Strasse? (
Vondelstraat 75) festgenommen, und zwar durch die SiPo-Amsterdam. Während die Groninger Van TIJDGART, Van BEENEN, BOLHUIS und ein Bauer -X- (Veldstra?) aus Hoogezand/Groningen, durch die SiPo Groningen festgenommen wurden. Alle bisher festgenommenen: Van Schendel, Van Tijdgart, Van Beenen, Bolhuis und Bauer -X- wurden mir nach Den Haag zum Verhör gebracht, da ich zum Sacharbeiter dieses Falles bestimmt worden war. Zur gleicher Zeit wurde in Amsterdam Str? die Inhaberin der Sendewohnung Frau Witwe WINTER vorübergehend festgenommen, doch konnte ich sie nach einigen Tagen bereits entlassen, da sie angab, nichts davon gewüsst zu haben, was in ihrer Wohnung vor sich ging. Dieses war auch durch den in ihrem Haus als Funler Tätig gewesenen Van SCHENDEL bestätigt. Daraufhin habe ich sie entlassen, nachdem ich sie ernstlich verwarnt hatte, künftig besser aufzupassen, wenn sie fremde Personen im Hause beherbergt.
Bei Van SCHENDEL wurden mehere Sendegeräte (Spezial) gefunden und grosse Mengen von Berichten und Telegrammen. Weiter wurden verschiedene Schemas vom "Binnenlandschen" und "Buitenlandschen" Sendenetz vorgefunden. Daraus gingen auch die meisten Namen der Mitarbeiter hervor. Sehr reichhaltig war auch u.a. das Notizbuch Van SCHENDEL's, welches die Namen der Mitarbeiter und Sendestellen aufzeigte. Van SCHENDEL hat es in seiner Vernehmung doch auf diplomatischer Weise verstanden diese Namen so zu tarnen, dass seine "Märchen" glaubthaft erschienen. Ich schloss mit Van SCHENDEL eienen Vertrag, er sollte mir das noch fehlende Sendegerät, welches irgendwo auf einer Sendestelle stand und durch die Festnahmen wertlos geworden war, aushändigen, während ich ihm versprach, einige Kontaktadressen  und Sendeadressen nicht anzutasten. Dieses geschah. Er wollte mir aben den Standort des Senders nicht sagen, sondern schlug mir vor, seine Ehefrau kommen zu lassen. Dieser wollte er ein Briefchen mitgeben, den ich nicht einsehen durfte. Seine Frau sollte dann das Gerät abholen. Dieses wurde in Angriff genommen und einige Tage später kam die Ehefrau des Funkers Van SCHENDEL mit dem Sendegerät bei mir an.
Zu den Adressen, die ich laut Absprache zu schützen hatte, gehörten u.a. die Witwe WINTER in Amsterdam, die daraufhin sofort auf freien Fuss gesetzt wurde und die Familie HAVINGA in Groningen der Wohnadressen und Kontaktadressen Van SCHENDEL's. Mein Wordt wurde in jeder hinsicht gehalten, Bei HAVINGA bin ich nie gewesen.
Aus dem weiterenSchriftwechsel, der bei dem Chef-Funker Van SCHENDEL vorgefunden wurde, ging hervor, dass dieser mit dem Leiter das "RD" Jan THIJSSEN auf sehr gespanntem Fusse lebte. Ich sah es jedenfalls so, dass THIJSSEN - "LANGE JAN" - alles selbst machen wollte, und sich weigerte, auch irgendwie mit dem "OD" zusammen zu arbeiten. Van SCHENDEL war der Ansicht, dass der "RD" Allgemeingut aller Niederländischen Widerstands und Nachrichtenkreise sei. THIJSSEN war so eigennützig, dass er verlangte, dass L.B. der "OD" seine Berichte für England offen an ihn geben sollte, die er dann in seinem Code nach England übermitteln wollte. Es gab grosse Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten deswegen. Aber Van SCHENDEL ging seinen Weg, den er für den richtigen hielt, nähmlich den Weg zum gemeinnützigen Gebrauch der Englandverbindungen, obwohl ihm THIJSSEN mit Absetzung usw drohte.
Mir fällt jetzt ein, dass die Groninger Van TIJDGART usw einige Tage früher festgenommen worden waren. Denn man kannte die Adresse des Van SCHENDEL Den Haag, Kamperfolieplein 3, bereits. Es wurde einer unserer Niederländischen Polizeiangestellten - ich kann jetzt nicht mehr genau sagen, ob es sich dabei um den Polizei Angestellten VASTENHOUT aus Den Haag handelte - zur Wohnung des Van SCHENDEL ge schickt, um "aus illegalen Kreisen" etwas zu bestellen. Er sollte die Aufenthaltsadresse des Funkers Van SCHENDEL von dessen Ehefrau in Erfahrung bringen. Die Ehefrau Van SCHENDEL misstraute diesem aber vom ersten Augenblick an und ging nicht auf seine fragen ein. Sie liess ihn vielmehr beschatten, als er sich entfernt hatte, als Van SCHENDEL später festgenommen wurde, trug er den Brief seiner Frau bei sich, in welchen seine Frau erschrieb, dass er durch die SiPo vermutlich gesucht werde, denn ein "verdächtiger junger Mann" sei an ihrer Wohnung gewesen und habe nach ihm gefragt.

Der "RD" Sendeleiter "Süd" der Versicherungs-Inspektor GRAAFHUIS aus Arnheim, ging aus einem der vorgefundenen Papiere hervor. Er war jedoch flüchtig. GRAAFHUIS wurde einige Wochen später in Amsterdam zufällig festgenommen, als er sich mit der Cheffin der Piloten-Transportlinie "Nel" LIND aus Alkmaar auf einem Treff befand, der durch uns observiert wurde. GRAAFHUIS trug auch wieder belastende Papiere bei sich, die seine Arbeit als "Sendeleiter Zuid" des "RD" unter beweis stellten. Somit waren aus der Sende gruppe des "RD" insgesamt festgenommen: Van SCHENDEL, Van TIJDSGART, Van BEENEN, BOLHUIS, GRAAFHUIS und der Bauer -X- aus Hoogezand/Groningen.

GRAAFHUIS stand im Verdacht zwei Funker aus Oosterbeek als seine Funker ausgebildet lassen haben.Diese beiden Funker sollten dann später festgenommen werden, doch es ergab sich, dass sie bereits "getaucht" waren. Die Namen habe ich inzwischen vergessen. GRAAFHUIS hat dieses zwar immer abgestritten, er stritt auch ab, "Sendeleiter Süd" zu sein. Aber die bei van SCHENDEL, TIJDGART u.a. vorgefundenen schriftlichenUnterlagen darüber stimmten mit denen, die er selbst bei sich trug, überein, sodass die Beweise vollkräftig waren. Dazu konnte ihm nachgewiesen werden, dass er laufend an den 14 tägigen Versammlungen in Amersfoort teilgenommen hatte, wo alle "geheimen Funksachen" besprochen wurden. Letzteres gab er dann auch selbst zu, was allein schon zur Vollendung des Begriffes der "beihilfe zur Feindbegünstigung und Spionage" führte.
Van SCHENKEL war in allen Punkten geständig, soweit es seine eigene Tätigkeit betraf.
Für TIJDGART trifft dasselbe zu.
Van BEENEN bestritt, selbst gesendet zu haben. Dieses konnte ihm auch nicht nachgewiesen werden. Jedoch gab er zummit Hilfe eines anderen Gerätes versucht zu haben, die Funksprüche aus England selbst aufzunehmen, um sich zu üben. Er habe dann sein Aufnahmeergebnis immer mit dem des eigentlichen Funkers Van SCHENDEL und TIJDGART verglichen, um zu sehen inwieweit er gut mitgehört hatte. Er gab weterhin zu, es gestattet zu haben, dass durch beide Funker aus seiner Werkstatt heraus gesendet wurde, betonnte aber, dass er während der Sendung nie selbst im hause gewesen sei. Das mochte stimmen, änderte aber an der Strafbarkeit selbst nichts.
BOLHUIS gab nach erstem hartnäckigen Leugnen zu, dass er die einzelnen Sendegeräte zu den verschiedenen Sendeadressen gebracht habe und gab auch sonstige Kuriertätigkeiten innerhalb der Nachrichtengruppe zu.
De Bauder -X- aus Hoogezand gestand sofort, dass er geduldet hatte, dass aus seinem Hause gesendet wurde, und zwar hatte BOLHUIS den Kontakt hergestellt. Er gab zu seiner Entschuldigung an, dass die Funker ihm gesagt hätten, dass die Sache niemals herauskommen könnte.

Der auf B. 105 genannte Amsterdamer Geschäftsmann -X- (jetzt fällt mir sein Name ein) Oom KOHLWAY, Strasse? und der Geschäftsmann -X- ENGEL, Lichpaus-Anstalt, Amersfoort, und der CO, Koos RIJKEBOER, aus Groningen waren Flüchtig.
KOHLWAY wurde später ein einer anderen Sendesache: Hein op ten VELDE aus Zaandam (auch "Radio-Dienst") festgenommen, aber wieder entlassen, als er FRANK versichert hatte , den noch immer flüchtigen "Chef des RD" Jan THIJSSEN zu liefern der nach seinen Angaben noch unregelmässig an seiner Wohnung in Amsterdam anlaufen würde. Aus dieser "Lieferung" wurde natürlich nichts. KOHLWAY geriet bei FRANK in Vergessenheit und ich habe ihn auch nicht mehr daran erinnert. So kam es, dass KOHLWAY - ohne etwas für uns zu tun - frei aus ging.

Ich hatte den Gefangnen dieses Vorganges versprochen, dass ich den Vorgang so lange, wie ich eben konnte, in meinem Besitz behalten würde. Sie assen im Lager Haaren N.Br. und hatten es gut. Etwa im Mai 1944 erhielt ich den Befehl, alle meine noch in Bearbeitung befindlichen Vorgänge sofort abzuschliessen und für Übergabe an den Rechtsberater beim Wehrmachtbefehlshaber - Ob-Kriegsgerichtsrat - Dr. MÖLLER - Den Haag, Plein? fertig zu machen. es kann auch sein, dass es zu den Zeit der Westinvasion - Juni 44 - war. Der Verhandlung des Spionage-Prozesses gegen Van SCHINDEL, Van TIJDGART, Van BEENEN, BOLHUIS und dem Bauer -X- vor dem Gericht des Kommandierenden Generals der Truppen des Heeres, Utrecht, Nieuwe Gracht 58, fand einige Wochen später statt. Wie üblich, wurdeich in meiner Eigenschaft als Sachbearbeiter (Interrogator) als Zeuge geladen. Die einzelnen Tätigkeiten der Beschuldigungen lagen aber klar und sie standen auch für die Taten ein, die sie begangen hatten. Ich hatte aber die Gelegenheit, als ich über den bisherigenLebneswandel der Einzelnen Auskunft geben musste, ihr bisheriges charakterlich einwandfreies Leben hervorzuheben. Der Anklagevertreter hatte für alle die Totesstrafe beantragt. In den Pausen konnte ich mich zusammenmit den Angeklagten und Verteidigern frei unterhalten. Diese Unterhaltungen ist für die Angeklagten, wie diese selbst festgestellt haben, sehr wertvoll gewesen. Van SCHENDEL ind TIJDGART nahmen das mit auf ihre Schultern, was Ubrigen zu schwer war. Erstgenannte wussten doch, dass es für sie nichts mehr zu retten war. (?) Die Verteidiger waren Deutsche Soldaten, die im Civilberuf Advokaten waren. Sie haben für die Angeklagten alles getan, was sie eben konnten. Sie fanden auch deren Anerkennung. Das Kriegsgericht erkannte sich zu folgendemUrteil: A. van SCHENDEL und Van TIJDGART wegen fortgesetzter Spionage zum Tode. Van BEENEN, BOLHUID, GRAAFHUIS und Bauer -X- wegens fortgesetzter Beihilfe zur Spionage zu freheitsstraffen (?). Alle Verurteilten - auch Van SCHENDEL und Van TIJDGART - nahmen sofort das Urteil an. Die erstgenannten wussten, dass für sie kein anderes Urteil im Frage kam und hatten sich bereits mit allem aggefunden. Ihre Haltung war jeden Lobes erhaben. Noch im Beisein des Gerichtes kam jeder der Verurteilten zu mir, was ich ihnen bewiesen hatte, und nahmen Abschied von mir. Das alles in einer Form, dass sich selbst das Gericht wunderte. Dieses kam vor allem auch einieg Tage später zur Sprache, als ich beim Rechtsberater beim WBN erschien und für die beiden zum Tode verurteilten Van SCHENDEL und VAN TIJDGART Gnadegesuche persönlich abgab. Diese Gsuche waren entweder durch die Angehörigen der Verurteilten oder durch Frl. van STOLK aus Wassenaar, die sich bereits mehrfach für Verurteilte eingesetzt hatte, bei mir eingericht. Um keine Zeit zu verlieren, hatte ich die Gesuche selbst zu dem OberKriegsgerichtsrat Dr. MÖLLER gebracht, mit dem ich dann persönlich auch über Van SCHENDEL und Van TIJDGART sprechen konnte. Ob diese Gesuche und meine persönliche Fürsprache bei Dr. MÖLLER jemals Einfluss auf alles Weiters gehabt hat, weiss ich nicht. Jedenfalls steht es fest, dass die beiden zum Tode verurteilten Van SCHENDEL und TIJDGART heute noch leben. Anscheinend hat der Wehrmachtsbefehlshaber Niederlande General d. Fl. CHRISTIANSEN die Todesurteile nicht bestätigt oder doch wenigstens seine Bestätigung hinausgeschoben. Event. ist eine Begnadigung ausgesprochen worden, ohne dass die Verurteilten benachrichtigt sind. Die Zeit reichte indie des "Tollen Dienstages: hinein, wo grundsätzlich alles möglich war. Alle verurteilten haben sich in StrafgefängnisCrefeld befunden. Mit ausnahme des Bauern -X- der von allen die geringste Strafe hatte, sind alle verurteilten aus Deutschland nach Niederland zurückgekehrt. Der Bauer -X- ist im GefängnisCrefeld verstorben.

Ich muss noch bemerken, dass die weit später erfolgten festnahmen des Leiters RVV und RD Jan THIJSSEN und des Mitarbeiter KOHLWAY nicht in diesem Vorgang in Zusammenhang zu bringen sind. THIJSSEN ist zufällig festgenommen wordenand auch KOHLWAY.

Da ich einmal beim "RVV" und "Radio-Dienst" bin, will ich auch gleigzeitig über die Festnahmedes Leitern beider Dienste "LANGE JAN" - Jan THIJSSEN - schreiben. THIJSSEN wurde durch uns bereits seit 1941 schwer gesucht. Er verstand es immer wieder, wenn wir auf seine Spur gekommen waren, zu verschwinden. Er arbeitete fieberhaft. Etwa in Beginn des Jahres 1945 erhielt ich im Flatgebouw Willemspark einen "anonymen" telefonische Anruf. Der Anrufer wollte mich sprechen, kannte mich aber vermutlich garnicht oder nur verstümmelt meinen Namen. Er wollte "HOBURG" sprechen. Das Telefon wurde in meiner Anwesenheit durch den Sturmscharführer BRÜCKNER vom Kdo. FRANK angenommen. Der anonyme Anrufer gab etwa folgendes durch:

"
Der LANGE JAN fährt heute morgen um 11 Uhr in einem Rotes Kreuz-Auto von Den Haag nach
Rotterdam
.
"

Nach BRÜCKNERs Angaben war der Anrufer Niederlander und Sprach gebrochenes Deutsch. (
Iemand van de Orde Dienst?) Wir wussten zuerst nicht, was das zu bedeuten hatte und vermutete, dass man uns in "eine Falle locken" wollten. Daher rüsteten wir uns mit Machinepistolen gut aus. Mit einem PKW -etwa 4-5 Mann - vom Sonder Kommando FRANK fuhren wir auf die Strecke nach Rotterdam und stellten uns auf dem Hauptweg auf und zwar genau bei der letzten "Panzersperre" vor Rotterdam. Falls THIJSSEN den Hauptweg vorher nicht benützt haben würde, musste er kurz vor Rotterdam aber doch immer wider hierauf zurückkehren. Die Panzermauer bot uns auch eine günstige Verteidigung.
Etwa gegen 11.20 Uhr (
8-11-44) kam aus der Richtung Den Haag ein PKW (personenauto). Wir hatten bisher jeden Wagen angehalten. Das Lichtbild vom THIJSSEN trugen wir bei uns, gleichfalls auch die Personenbeschreibung Letztere war nicht schweer denn der "LANGE JAN" hatte die ungewöhnliche Länge vom beinahe 2 meter. In diesem bewüssten Auto - es war entgegen dem Anruf kein gekennzeichnetes Rotes Kreuz-Auto, sondern ein gewöhnlicher PKW - sassen ausser dem Fahrer 2 Herren. Diese trugen Armbinden mit einen Roten Kreuz. Sie legitimierten sich als Angehörigen des Niederländischen Roten Kreuzes, und hatten prima gefälschte Papiere bei sich. Das will heissen, dass die Ausweise tatsächlich vom NRK ausgestellt worden waren, und zwar auf Grund der falschen Personsbewijse. Der Wagen war ein Generatorwagen der Fa. Stokvis in (?) die Generatoren herstellte und diesen Wagen als Vorführungswagen gebrauchte. Der Kraftfahrer war auch von der Firma. Unter dem Vorwande, dass die Wagenpapiere nicht in Ordnung seien - sie waren auch tatsächlich nicht in Ordnung, denn das Ausstellungsdatum war radiert und gefälscht - wurden die Insassen vorläufig arrestiert und der Wagen beschlagnahmt. Der "LANGE JAN" ahnte nichts Böses, denn solche Schwierigkeiten hatte er mehrfach gehabt, die bisher immer günstigfür ihn ausgelaufen waren. Jeder von uns hatte aber auf dem ersten Blick den "Langen Jan" erkannt. In Den Haag angekommen fuhren wir zuerst ins Flatgebouw Willemspark, wo wir wohnten. THIJSSEN wurde hier von den anderen beiden Festgenommenen getrennt gehalten. FRANK verhörte ihn zuerst in Beisein mehrerer seines Kommandos, darunter auch ich. Er sagte ihm auf dem Kopf zu, dass er Jan THIJSSEN - LANGE JAN" sei, auf den wir schon so lange gewartet hätten.
"Jan" lehnte dieses ab und verwies auf seine Referenzen bei dem NRK usw. Er verstellte sich äusserst gut und hatte sich vor der Stirn künstliche Fälten lagen lassen. Von Gesicht war er nur schwer zu erkennen, doch verriet seine Länge alles. Vor mittags bis gegen abend etwa 20 Uhr hatte "LANGE JAN" noch nicht zugegeben dass er es sei. Er war seht müde. PLötzlich machte er einen Vorschlag indem er sagte: "Meine Herren, wir "Illegalen" haben besonders in letzter Zeit manche Nacht arbeiten müssen. Ich bin sehr müde. Ich mache den Vorschlag, wir beschlafen erst einmal die Nacht und morgenfrüh werden wir zu einem Ergebnis kommen". FRANK erklärte sich damit einverstanden und lud ihn zu gemeinsamen Abendbrot ein. Die beiden Mitfestgenommenen waren inzwischen ins Gefängnis nach Scheveningen abtransportiert worden. Nach den Abendbrot erhielt ich von FRANK den Auftrag, THIJSSEN ins Polizei Gefängnis Scheveningen zu bringen und dafür zu sorgen, dass er sofort gute Schlafmöglichkeiten bekomme. Er bekam einen ganzen Stapel Decken und durfte auf Anweisung die Nacht über nicht gestört werden. Ich war an dieser Eigenart dieses Menschen interessiert und beobachtete ihn noch eine weile durch das "sehloch". Ich stellte fest, dass THIJSSEN wirklich vollkommen übermüdet war, denn er hatte sich kaum hingelegt, da schlief er bereits mehr als fest.
Am anderen Morgen musste ich ihn wieder auf FRANK Zimmer holen, wo weiterverhandelt wurde. "Jan" ergriff sofort das Wort und erklärte, dass er doch der Gesuchte sei. Sofort war seine Frage: "Ich möchte nur wissen, wer mich verraten hat". Wir erzählten ihm dann offen den telefonischen Anruf. Darauf antwortete er: "Jetzt ist mir alles klar. Lesen Sie meinen Brief genauer, den ich in der Brieftasche trage, dann wissen Sie, aus welcher Quelle es kommt. Das ist der Dank für meine Jahrelange illegale Arbeit, dass man mich zum Schluss noch verrät". Damit stiessen wir erst auf seinen Brief, den man zusammen mit seinen Wertsachenabgenommen hatte und bisher nicht genauer studierthatte. Dieser Brief kam aus dem "Top der NBS" und enthielt für THIJSSEN die letzte Warnung. "Dass weitere Schritte gegen ihn unternommen würden, falls er sich dem Kt. NBS (
Koot) nicht sofort unterstellen würde". Aus dem Brief ging deutlich hervor, dass ein empfangreicher Schriftwechsel voran gegangen sein musste. THIJSSEN sagte selbst dazu, dass er viele Schwierigkeiten in seiner Stellung als Leiter RVV und RD gehabt habe. Er sah es nicht für richtig ein, dass er die durch ihn aufgebaute Arbeit "fertig" abgeben sollte. Man hatte ihm "politische" Sachen vorgeworfen, auf Grund dessen er bereits gezwungen sah, seinen Posten als Leiter RVV niederzulegen. Sein Nachfolgerwurde dann "FREEK" (Wagenaar) der in allen Widerstanskreisen als 100%-iger Kommunist galt. Leiter des "Radio-Diensten" wollte er aber mit aller Gewalt bleiben, er wusste, dass er damit eine Schlusselstellung in der Hand hatte. Aber Jan THIJSSEN konnte sich - und dieses ist meiner persönliche Meinung - schlecht unterordnen. Gewiss hatte er grosse Verdienste durch unser müdliche Arbeit beim Aufbau des RVV und des RD geleistet, aber er konnte nicht einsehen, dass er dem Kommandanten NBS unterordnen sollte, der dazu noch aus dem "OD" kam. Den "OD" machte er Lächerlich mit der Bezeichnung "Oude Dames". THIJSSEN war vollkommen verärgert und sagte etwa wörtlich: "Meine Herren. Ich bin bereit mit Ihnen zusammen zu arbeiten, soweit es sich um Belange gegen den "OD" handelt. Ich bin ab heute keine Niederländer mehr, sondern betrachte mich als "Staatenloser".
Soweit habe ich das Verhör des "LANGE JAN" selbst mit angehört. FRANK hatte inzwischen seinen Chef, den SS-Sturmbahnführer und Kriminal Direktor SCHREIEDER angerufen, der aus Zwolle nach Den Haag herüber kam. SCHREIEDER hat THIJSSEN dann anschliessend mit nach Zwolle genommen, wo der Stab des B.d.S. sass. Ich weiss, dass THIJSSEN auch hier in "gesellschaftlicher Weise" weiterverhört worden ist, und zwar durch SCHREIEDER. Dann hat THIJSSEN an einem Abendempfang zusammen mit SCHREIEDER beim Reichskommissar teilgenommen und über die Niederländische Illegalität und ihren Aufbau gesprochen. Er soll, wie wir später durch SCHREIEDER erfuhren, dem R.K. eine Rede politischen Inhalts gegeben haben, die die Aufmerksamkeit wert war. Über seine politische Einstellung wurden in unserem Lager zwei verschiedene Ansichten Laut. Einige führende Personen behaupteten, THIJSSEN sei ausgesprochener fanatischer Kommunist, Andere meinten, er sei nur Socialistmit gewisser Neigung zum Kommunismus. Da ich politisch nicht bewandert bin, konnte ich mir darüber kein Urteil enlauben und hätte mir auch soches nie erlaubt, weil es zu schwer war. Weiter ist mir bekannt, dass des Befehlshabers der Sicherheitspolizei in Zwolle eine Flugschrift "........" herausgegeben worden is. Ich kann heute nicht mehr sagen ob er sich um "Het Parool" oder "Vrij Nederland" handelte. Der Druckstock war genau derselbe wie der eigentliche der "illegalen Presse". Ich nehme an, dass er früher mal irgendwo beschlagnahmt worden ist. Es kann auch sein, dass ihn THIJSSEN besorgt hat. Die SiPo in Verband mit dem Reichskommissar gab jetzt fortlaufend diese Zeitschrift heraus, die haupsächlich durch THIJSSEN ausgefertigt worden war. Inwieweit THIJSSEN daran mitgearbeitet hat, weiss ich nicht, da alles von Zwolle ausging. Jedes Referat erhielt fast alle 8 Tage einen Stoss dieser Schriften, die in den einzelnen Städten zur Verteilung gelangen mussten. Ich habe mir nur einmal eine solche Flugschrift oberflächlich durchgelesen. Sie enthielt hauptsäche "Angriff" auf den "OD" und den "LKP". Für mich waren all diese Sachen vollkommen uninteressant, weil ich allein "Abwehrmann für Spionage" war und von politik keinen Verstand hatte. Ich kann aich nicht sagen, wielange diese Flugschrift erschienen ist. Aber ich denke doch, wenigstens einige Monate. Dieses war in den ersten Monaten des Jahres 1945. Ich weiss auch, dass diese Flugschrift eine "Schockwirkung" innerhalb der "Illegalität" hervorgerufenhat, denn darüber wurde überall gesprochen.
Abwehrmässig ist THIJSSEN auch durch SCHREIEDER persönlich verhört worden. Ich erhielt einen Teil einer Vernehmung nach Den Haag mit Festnahmeaufträgen. Er hatte hauptsächlich über das Vorhanden sein verschiedener Sender Angaben gemacht, jedoch hat er die durch ihn persönlichen, meist "Inlandssender", aufgezogenen Senderverschwiegen. Da viele arbeitenden Sender irgendwie mit dem "RD" oder "RVV" gekoppelt waren, war THIJSSEN in dieser Hinsicht mit seinen Angaben sehr vorsichtig. Genaue Angaben machte er über einen Brittischen Para-Offizier der in einem Hühnerstall des Bauern LAGERWAY (
Lagerweij) in Glindhorst (Postweg 8, De Glind) südwestlich von Apeldoorn einen Sendebetrieb unterhielt.
Der betrffende Offizier wurde Kpt. KING (Gilbert Kirschen (B), SAS team FABIAN) genant. Dieser war zusammenmit 3-4 Sergeanten. Sie trugen meist Uniform, während der Kapitän selbst viel in Civil ging. Verplegt wurden diese Britischen Soldaten durch Bauern LAGERWAY, von dem "Jan" angab, dass dieser auch als "Schwarzhändler" bekannt sei. Nach weiteren Angaben, hatte sich "Kpt. KING" mit seinen Unteroffizieren in dem "Kippenhaus" gut zur Verteidigung eingerichtet, er sollte über mehere Machinenpistolen, Handgranaten usw. verfügen. In den Wänden des "Kippenhöks" seien Schiessscharten eingebaut und sobald sich ein fremder dieser Sendestelle nähere, würden alle Waffen besetzt. Schwer zugängliches Gelände, man könne unbemerkt nicht den Stall erreichen. Das Dienstmädchen -X- des Bauern brachte täglich das Essen und es käme nur selten vor, dass sich die Soldaten ins Bauernhaus wagten, THIJSSEN selbst sollte mehrfach im "Kippenhök" gewesen sein und mit "KING" gesprochen haben. Er lieferte diesem auch militärische Berichte. THIJSSEN erwähnte noch, dass "KING" rücksichslos von seinen Feuerwaffen Gebrauch machen würden in Falle eines Eingreifens. Zur besseren Übersicht hatte THIJSSEN Skizze von dem Gelände angefertigt, vor allem von dem dem Bauernhof und der Funkstelle. Nach dieser Skizze konnte man bis auf die letzten Loom gedeckt an der Stall kommen, aber diese letzten Loom musste man über eine freie Weide. Es kam bisher praktisch kaum ein Fremder in dieses Gelände, welches alles zum Besitz des Bauern gehörte. ... ich an einem Tage etwa im Januar 1945 von SCHREIEDER den Auftrag bekam, "KING" mit seinen 3-4 Sergeanten festzunehmen, war ich mit vorseitigen Unterlagen über die Lage ausgerüstet. Dazu bekam ich den Auftrag, falls die Angaben des "JAN" stimmen würden, den Bauernhof und auch das Kippenhaus abzubrennen, nachdem auch der Bauer festgenommen sei. Zu meiner Unterstützung sollte ich mir Soldaten ausbitten, die in der Schule in Glindhorst lagen. Als ich mit einige Soldaten dem Gelände genähert hatte und den Kippenstall betrat, stellte ich fest, dass er durch eine Frau mit einigenn kleinen Kindern bewohnt war. Es was Montags. Die Frau sagte erst, dass sie bereits seit Monate in dem Stalle wohne. Sonst war der Stall so, wie ihn THIJSSEN beschrieben hatte, alle Merkmale waren noch zu erkennen. Der Bauer LAGERWAY, war "bereits seit einigen Tagen in Amsterdamirgendwo auf Besuch eines Bekannten". Das Dienstmädchen hatte ihre Stellung "Bereits vor einigen Wochen" aufgegeben. Wo es sich befand, konnte man nicht sagen. Im Bauernhof krimmelte es von Neuh inzugezogenen Evakuierten". Erst nach Verhör der einzelnen Leute stellte sich heraus, dass der Kippenhof erst seit tagszuvor durch die Frau mit den kleinen Kindern bezogen worden war und dass auch das Diesntmädchen, welches immer das Essen in den Kippenhof gebracht hatte, noch bis Sonntags Dienst verrichtet hatte. Ich konnte an Ort und Stelle klären, dass "Kpt. KING" Sonntags - also tagszuvor - verhuist war und zwar in die Richtung auf Scherpenzeel zu. THIJSSEN hatte in allen Punkten die Wahrheit gesagt. Er konnte nicht wissen, dass "KING" inzwischen verhuist war, dann der Tag des Unternehmens lag etwa 14 Tage hinter dem der Festnahme THIJSSENs. Obwohl ich den Auftrag dazu hatte, habe ich den Hof nicht abgebrannt, weil ich diese Art von "Arbeit" nicht schätzte. Ich habe auch aus der Familie des Bauern LAGERWAY keinerlei Festnahmen gemacht, weil ich vor allem der Bauerfrau eine Mithilfe nicht nachweisen konnte. Wir sind so wieder abgefahren, wie wir gekommen waren.

Wie ich einige Wochen später hörte, ist diese ganze Angelegenheit nochmals durch ein Kommando der SiPo in Apeldoorn aufgerollt worden, welches aus Belgien gekommen war und unter dem Befehl des Hauptsturmführers FIELTZ stand, der seinen sitz in Apeldoorn hatte. Bei dieser Gelegenheit ist dann der Bauernhof LAGERWAY in Brand gestecht worden. Ob es stimmt, weiss ich nicht genau, ich habe nur einmal beiläufig darüber gehört.
Soweit ich weiss, ist "KING" später nicht mehr festgenommen worden. Doch ist das Kdo. FIELTZ mehrfach auf seine weiteren Spuren gestossen, so auch auf den Bauern LAGERWAY.

Weiter machte THIJSSEN noch Angaben über einen Niederl. Para-Offizier der sich "Major OLMSTEDT" oder ähnlich nannte. (
Jedburgh team DUDLEY) Dieser sollte auch irgendwo mit einen gelandeten Kommando in der "Achterhoek" aufhalten. Weiter nannte er seine Verbindungen zu verschiedenen anderen Niederländischen Para-Funkers die aber meist alle hinter oder dicht an der Yssel arbeiteten, sodass diese Angelegenheiten durch Kommandos bearbeitetet wurden, die dort stationiert waren. Zu der Zeit lag la fast jeder Stadt bm-Osten des Landes von uns ein Kommando, da sich die ganzen Kommandos aus Frankreich und Belgien hier im Lande, meist an der Landesgrenze nach Deutschland hin versammelt hatten. Ich war mit keinem dieser neuen Kommandos bekannt, weil ich so gut wie nie in diesen Bereich kam. Ich kann auch nicht sagen, wer alles auf Grund der Angaben des Jan THIJSSEN festgenommen worden ist. Durch mich - überhaupt durch das ganze Kdo. FRANK - sind kaum Festnahmen in dieser Hinsicht gemacht worden. Ich wusste jedenfalls keine.

Ich weiss nicht wie es kam, doch hörte ich später, dass Jan THIJSSEN, der vom 2 Tage seiner Haftzeit in Zwolle im Gefängnis sass, etwa am 6-3-45 als Geisel für "RAUTER" erschossen worden ist. In Den Haag fragten wir uns gegenseitig, wie diesen möglich sein könnte, aber keiner konnte darüber Aufschlusse geben. Es sickerte langsam durch, dass dieses auf Drängen des Reichskommissars geschah, weil dieser die Ansicht vertrat, dass THIJSSEN fanatischer Kommunist sei. Ob dieser Grund stimmt, weiss ich nicht, es wurde darüber so gut wie nichts weiter verlautbart. Auf jedenfall stimmt es, dass THIJSSEN an der betr. Stelle, wo sich der überfall auf RAUTER ereignete, unter vielen anderen mit erschossenworden ist. Dieses hörte ich als bestimmt.

Bei dem einen Begleiter, der mit THIJSSEN zusammen festgenommen wurde, handelte es sich um einen Dr. ESKES oder ähnlich vom dem THIJSSEN angegeben hatte, dass er eine "nebensächliche" Figur in der "Illegalen" Welt datstellte. Er bat am Tage nach seiner Festnahme, als er sich zur Mitarbeit anbot, darum, Dr. ESKES und den Kraftfahrer -X- frei zu lassen, da diese mit seiner Arbeit nichts zu tun hätten. Beide waren bisher nur oberflächlich durch FRANK selbst verhört worden. Als "unwichtiges" Papier hatte Dr. Eskes einen Briefumschlag bei sich, auf dem etwa 20 Vornamen von Mädchen verzeichnet standen. Auf die Frage hin, was diese Vornamen zu bedeuten haben, antwortete er, dass dieses seine Freundinnen seien und er habe die Leidenschaft ihre Vornamen und die Anzahl des ausgeübten Geschlechtsverkehrs zu notieren. Hinter der Vornamen standen nähmlich in Klammern Zahlen bis zi etwa 20, jedoch nicht in der Reihe nach. Also Hätten die Angaben des Dr. Eskes wohl stimmen können. Wenn er sich weigerte, darüber auch nur irgendwelche Angaben zu machen, war das als verständlich quittiert worden, zumal Dr. ESKES verheiratet war. Dr. ESKES und der Kraftfahrer -X- wurden jedenfalls nicht länger in Haft gehalten, sonderm wurden mit einem Transport zu "Ysselbefestigungen" verpflichtet. Nach einige Tagen stellte man aber fest, dass beide geflUchtet waren. Bei der Gelegenheit stellte es sich auch heraud, dass Dr. ESKES eine besondere Funktion als Leiter der Kurierlinien des RVV inne hatte. Die Vornamen auf seinem Briefumschlag waren die Namen der : "Kurierinnen" und die Zahlen die Nummern der "Kurier-Stellen". Einge Wochen später ist THIJSSEN in Zwolle noch zu diesem Thema verhört worden, aber Dr. ESKES hatte inzwischen alle Kuriere und Kurierstellen geändert, weil er ahnte, dass Gefahr im Verzuge war. Während ich von dem Kraftfahrer -X-, der wie gesagt bei der Fa. Stockvisch, Amsterdam oder Rotterdam als Kraftfahrer tätig war, nichts mehr vernahm, hörte ich wieder einige Wochen später, dass Dr. ESKES inrgendwo im Osten des Landes erneut festgenommen wurde. Ich kann aber nicht sagen, durch welches Kommando und wo es geschah. Ich weis nicht einmal, dass er durch die SiPo festgenommen ist. Es kann genau so gut die Feldgendarmerie oder die "Ordnungspolizei gewesen sein. Ich weiss auch nicht, wo er verblieben ist. Vielleicht könnte der Kraftfahrer -X- darüber Angaben machen, da ich annehme, dass dieser mit Dr. ESKES nach der Flucht zusammengearbeitet hat. 





Ton van Schendel heeft na de oorlog ook een rapport geschreven over zijn activiteiten en de verwikkelingen rond Jan Thijssen. Klik hiervoor op het kruisje X.
Het lijkt erop dat Haubrok wat namen en functies door elkaar heeft gehaald, hierbij een vergelijking:

Van Tijgart  = Fred Tijdgat uit Groningen.
Graafhuis    = Dries Graafhuis uit Arnhem.
Bolhuis       = Rem Bolhuis uit Groningen.
Van Beenen = Harry Beenen uit Groningen.
Kohlway      = Oom Barend
Havinga      =
Boer -X-     = Boelens uit Hoogezand
Engel         = Johan Engel uit Amersfoort.
Rijkeboer    = Koos Rijkeboer.


In het binnenlandse netwerk kregen de zendposten als code de naam van een vogel: Arend = Amsterdam, Havik = Den Haag, Uil = Utrecht, Roek = Rotterdam en Ekster = Eindhoven.
w.mugge@home.nl
Monument bij Hattem ter ere van o.a. Sgt. Austin, Dr. Eskes en Floris van der Laaken.

Dirk Eskes, zoon van Dirk Eskes en Christine Cornelia Engelina Dixon, geboren Deventer 16 augustus 1913, arts te Amsterdam, overleden Hattem 4 april 1945, trouwt Amsterdam 15 mei 1940 met Nellij Margaretha Buis, geboren Heiloo 20 maart 1917, arts. Kind: Tjarda Eskes, geboren Amsterdam 1942. Dirk Eskes was commandant (ALEX) van de radiodienst van de Raad van Verzet.
Op 9 februari 1945 werd Eskes door de Duitsers gevangen genomen en twee maanden later, met vijf anderen, gefusilleerd in Hattem. Hij werd begraven te Garderen. In 1947 werd Eskes postuum onderscheiden met de Medal of Freedom.                                                            © Henk Krigee.
Jan Thijssen, geboren Bussum, 29 december 1908. Overleden Woeste Hoeve, 8 maart 1945 was een Nederlandse verzetsstrijder tijdens de Tweede Wereldoorlog. Zijn schuilnamen waren LANGE JAN en KAREL. Hij werkte bij de Ordedienst (OD) als hoofd van de Radiodienst. Op 31 december 1943 werd hij door jhr. Pieter Jacob Six, de chef staf van de OD, wegens eigengereid optreden uit de OD gezet. Op 1 mei 1943 richtte hij samen met zes geestverwanten de Raad van Verzet (RVV) op. Ten behoeve van de RVV bouwde hij een nieuwe Radiodienst op. Hij vervulde bij de RVV de functie van hoofd van het Operatiecentrum. Op 1 november 1944 werd hij door kolonel Henri Koot, de commandant van de Binnenlandse Strijdkrachten (BS), gelast met onmiddellijke inwerkingtreding van dit bevel het commando over het Operatiecentrum van de RVV en over de daaronder ressorterende brigades neer te leggen. Op 8 november 1944 werd Thijssen door de Sicherheitspolizei und SD op de rijksweg tussen Den Haag en Rotterdam tijdens een autocontrole gearresteerd. Op 8 maart 1945 werd Thijssen samen met 116 verzetsstrijders bij de "Woeste Hoeve" op de weg naar Apeldoorn gefusilleerd. Postuum werd hem De Bronzen Leeuw, KB nr.24 van 14 december 1949 door Koningin Juliana postuum toegekend en op 8 april 1953 postuum The Medal of Freedom met zilveren palmbomen.
Jan Thijssen  © OGS.