HEINRICH KURT OTTO HAUBROK
VORGANG: Jhr. v. ROYEN - Baron GEVERS - van SCHELVEN -
Jhr. van ROYEN aus Den Haag, Baron GEVERS aus Den Haag & Van SCHELVEN, alle drei sind Beamte des diplomatischen Dienstes und ein Gefängniswärter -X- aus Scheveningen.

Etwa 1941/42 erhielt ich den Auftrag, die im Gefängnis Scheveningen einsitzenden Niederländischen Diplomaten und den mir namentlich unbekannten Gefängniswärter zu verhören. Sie standen im Verdacht der "Feindbegünstigung". Die Diplomaten hatten sich bereits einige Monate vorher in Haft befunden, wegen Verbreitung vo n Englischen Rundfunksendungen. Sie wurden damals erstmalig wegen Geringfügigkeit entlassen. Im Gefängnis hatten sie die Bekanntschaft des betr. Niederländische Gefängniswärters gemacht, der für sie Briefe aus dem Gefängnis gebracht hatte. Daraufhin wurde der Wärter aus dem Dienst enlassen. Er ging in die Fischerei. Van ROYEN, GEVERS Van SCHELVEN und einige andere hatten auf irgendeiner Werft in Niederland ein gutes Fischerboot bauen lassen, welches sie dem entlassenen Gefängniswärter zur Fischerei zur Verfügung stellten, obwohl dieser praktisch kein Fischer war. Das Schiff hatte etwa 12.000 Gulden gekostet. Das Geld hatten die Vorgenannten gemeinsam aufgebracht. Es kam nun der Verdacht auf, dass dieses Boot zu anderen Zwecken als nur zur Fischerei gebraucht werdensollte, zumal man es gerade diesem Gefängniswärter überliess. Die Festgenommenen gebrauchten die Ausrede, sie haben ihr Geld fest und gut anlegen wollen, was natürlich nonsence war, dann bei der finanziellen Lage der Beschuldigten hatten sie es nicht nötig, sich einen Betrag von 12.000 Gulden mit ca 5 Personen zu teilen.
Es lagen Anhaltspunkte dafür vor, dass das Schiff in der ersten Zeit regelmässig mit zum Fang auslaufen sollte, dann aber im rechten Augenblick mit einer Reihe von Passagieren England anlaufen sollte.  Andere hinweise besagten, dass das Boot an Nebeltagen fortlaufend Berichtean Englische Boote überbringen sollte.
Die Angelegenheit war jedenfalls recht dunkel und die Angaben der Festgenommenen kaum glaubhaft. Es wurde damals vom Befehlshaber der SiPo entschieden, die Diplomaten in ein KL zu schicken, da sie eine Gefahr für die Besatzung darstellen würden. Das Schiff sollte eingezögen werden.
Ich habe dann fortlaufend für die Beschuldigten begründete Berichte eingereicht, die besagten, dass nicht der geringste Beweis der Verdächtigungen erbracht sei. Bis man sich höheren Orts dann doch entschloss, den bereits gefällten Entscheid zurückzunehmen. Einige Tage später konnte ich dann die Beschuldigten nach Hause entlassen. Das Fischerboot wurde auch nicht beschlagnahmt, weil keine Beweise für eine Geplante Straftat Vorlagen.
Würde ich mich für die 4-6 Diplomaten nicht in der Form eingesetzt haben, würden sie sich bereits seit 1942 in einen Deutschen KL befunden haben.


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