HEINRICH KURT OTTO HAUBROK
Der Niederlaender Parachutist-organisator und Hauptverbindungsoffizier zu den NBS in Amsterdam. Hans BIALLOSTERSKI aus Heemstede oder Umgebung war etwa am Jahresende 1944 in Niederland gedropt worden.

Als ich "HANS" etwa im Februar 1945 auf einer Autofahrt (Lastauto) mit einingen seiner Mitarbeiter von Noordholland über Alkmaar nach Amsterdam befand, wurde der Wagen durch die Landwacht in der Umgebung von Alkmaar angehalten und durchsucht. Man fand bei einigen dieser Verdächtigenbelastende papiere und stellte fest dass sie zum Teil falsche Personsbewijse bei sich führten. "HANS" wurde mit seinen Begleitern in ein Rathaus gebracht wo er durch Leuten der Landwacht bewacht wurde. Das "Gros" der Landwächter machte in der Umgebung dieses mir unbekanntes Ortes bei Alkmaar anhand weitere Durchsuchungen und Festnahmen. Während der Gefangenhaltung im Rathaus machte "HANS" einen Ausbruchversuch, indem er die Wache anfielt. Es konnten auch einer oder mehrere der Festgenommenen fliehen. "HANS" selbst wurde durch einen schweren Lungenschuss verletzt und blieb liegen. Der Schuss muss ihn in gebückter Stellung getroffen haben, der der Einschuss befand sich vorn in der Brusthart an der linken Achselhöhle - hatte nach schräg unten beiden Lungen durchgeschlagen -und der Ausschuss im Rücken rechts etwa in Höhe des Bauchnabels. Schussöffnungen waren verhältmässig gross. Nach einem grossen Blutverlust wurde der Agent einem Hospital oder einem Arzt an Ort und Stelle zugeführt und zwar durch die Landwacht. Nach Einschaltung der SIPO-Amsterdam wurde der Verletzte dem Luftwaffelazarett in Amsterdam zugeführt wo er operiert wurde. Erst von dort bekam ich von dem Vorfall Kenntnis und erhielt den Auftrag "HANS" dort abzuholen und in ein Lazarett in Scheveningen zu bringen. Ich begab mich darauf mit einem kleinen 4 sitzer PKW nach Amsterdam. Ich wusste bis dahin von der Schwere der verletzung nichts. Der Chefarzt des Lazarettes sagte mir, dass der Verletzte allein in einem Krankenwagen transportiert werden könne. Er betonte dabei, dass unmittelbar nach der Operation -also im diesen tagen- der Transport am geeignetesten sei, jedenfalls geigneter als in einigen Tagen, wenn die Reaktion eintreten würde. Am folgenden Tage erschien ich mit einem "Sanka" der Ordnungspolizie in Den Haag. Zum Schutz hatte ich um eine Begleitung von 2 Polizeibeambten gebeten. Da aber in einem Santtätwagen keine bewaffneten Soldaten fahren dürfen, gab man mir einen besonderen Wagen mit. Da nur ein Mannschaftswagen zur Verfuegung stand der Benzin verbrauch derselbe verstaerkte man gleichzeitig die Polizisten von 2 auf 5 Mann mit einem leichten M.G. Dieses war, wie ich einige Tage später feststellte, mein Glück gewesen. Der LKP in Amsterdam hatte von England den Auftrag bekommen, unter allen Umständen und Aufwendung von Waffengewalt, diesen Transport zu verhindern. Irgendeine niederländische Schwester des Lazarettes hatte anscheinend alles an die "Illegalen" durchgegeben. Diese wartete mich in einem Wagen auf der offenen Strecke zwischen Amsterdam und Den Haag auf, um einen Befreiungsüberfall durchzuführen. Sie wagten sich aber an unseren starkbeschuetzten Wagen nicht heran. Auch am Tage vorher, als ich gar keine Begleitung hatte, wat bereits dieser Überfall vorbereitet gewesen. Dazu sass ich vorn im Krankenwagen, musste aber meine Pistole auf Anordnung des Wagenleiters an den hinteren Wagen abgeben, weil es wie gesagt verboten war Waffen in diesem Wagen zu tragen. Ich hätte mich ohne Begleitung nicht einmal verteidigen können. Und das Resultät des Überfalles hatte man -ohne ausreichenden Begelitschutz- an zehn Fingern abzählen können. So kam ich unversehrt mit "HANS" in Scheveningen an, aber dort ergaben sich die Schwierigkeiten dass das Lazarettihn nicht aufnahm, weil er nicht als "Soldat" anerkannt wurde. Auf Anordnung wurde er nun im Krankenzimmer des Polizie Gefängniesses Scheveningen untergebracht. Hier war es ihm zu einsam, weil weitere Kranke nicht vorhanden waren, darum legte ich ihn in eine der "Bewacherzimmer". Die Pflege übernahmen die beiden Para-Agenten VISSER und Van DUIN, die gleichzeitig ihre Betten mit in diesem Raum aufstellten. Ich rief das Niederl. Rote Kreuz -Frau Van OVEREEM- an und erklärte ihr den Fall. Diese kam under über zeugte sich von dem Zustand des Verletzten und sorgte dann für: weisse Bettwassche, gute Unterwäsche, Büchsenmilch, eingewechte Früchte, Butter, Keks, Zucker und alles was eine schwerkranker zur Genesung in reichlichem Masse benötigt.  Also mangelte in punkto Genesung an Nährmitteln nichts.
De Zustand der Kranker war allgemein schlecht, doch hatte er anfangs auch verhältnismässig gute Stunden. Aber zu einem Verhör reichte der Zustand noch nicht aus, darum wurde dieses Thema auch gar nicht berührt. Auch liess ich dem Kranken nicht wissen dass bekannt war dass er Jude war. Weil er sich dann vielleicht besondere Gedanken gemacht haben würde. Dieser punkt machte ihn auch zeitweise so mutlos. Der Verletzte wurde um nichts unversucht zu lassen, durch 3-4 Ärzte laufend behandelt, die ihn auch täglich aufsuchten. Diese Ärzte waren:
1) Dr. -X- der Deutsche Ordnungspolizei Den Haag
2) Oberstabsarzt Dr. -X- Lazarett Den Haag
3) niederl. Gefängnisarzt Dr. WESTENTERP od. ähl.
4) Häftling d. Gefaengnisses Dr. -X- ein ca. 65 jaehriger prakt. Arzt.
5) Zahnarzt Dr. JENS aus Wassenaar, der sich auch als Gefangener im Gefängnis gefand.
    Gleichzeitig befand sich dort der
6) niederl. Sanitäter-Bewacher -X- der seitens der niederl. Justiz im deutschen Polizeigefängnis Dienst verrichtete.
Die prakt. Ärzte 1-3 berieten gegenseitig und kamen so gut wie täglich. In dringenden Fälle, wenn sich der Verletzte plötzlich über Besonderheiten äusserte, wurden die unter 4-6 genannten herbeigeholt, bis ein deutscher Arzt - entweder der Polizei-oder Wehrmachtsarzt zur Stelle waren, über die Behandlung können, die genannten 3-6 auskunft geben.
Es stellte sich bei dem Verletzten nach einigen Tage heraus, dass sich das angesammelte Blut der Lungen auf die Luftwege legte und er unter grosser Atemnot zu leiden hatte. Dann musste der deutsche Arzt kommen und ihm aus dem Ruecken Blut abzapfen. es war dickes geronnenes Blut. Nach dieser Zapfung fühlte sich der Kranke dann immer wohler. Er fühlte aber selbst dass dieses kein Dauerzustand sein konnte und war mutlos und behauptete immer dass er nicht durchkommen würde. Die Ärzte bestätigten mir dasselbe und sagten, wenn das Blut nicht setzen würde, er eines Tages an Schwächung sterben würde. Eine Bluttransfusion hatte nach einstimmigen Erwägungen der Ärzte erst dann Zweck und Erfolg, wenn die Lungen das Blut auch halten würden. Denn je mehr Blut sich in der Lungen befand, je mehr gerann und je grosser wurde die Atemnot.
Nach etwa 8-10 Tagen erhielt ich abends spät plötzlich einen Anruf aus dem Gefängnis mit der Mitteilung dass der Agent einen Krampfartigen Anfall oder einen Blutsturz habe und verstorben sei. Zugegen waren in diesem Augenblick, die beide ihn pflegenden Agenten VISSER und Van DUIN und der Haeftling Dr. med. -X- und Häftling Zahnarzt Dr. JENS.
Nachdem die Toderursache ärztlich bescheinigt worden war, wurde die Leiche zur Bestattung freigegeben. Ich vermute dass die Beerdigung durch das Begräbnisunternehmen "Innimee" Den Haag vorgenommen wurde. So war es jedenfalls durch mich in die Wege geleitet worden, es ergaben sich jedoch Schwierigkeiten, weil das Institut über keine Saerge verfügte.
Darum ist es nicht ausgeschlossen, dass die Leiche durch Gefangene oder durch Leute von "Innimee" in den Duinen in Scheveningen ohne Sarg beigesetzt worden ist. Nachfrage bei "Innimee"würden auf jeden Fall Klarheit bringen.
Der Para-Agent "HANS" BIALLOSTERSKI ist verstorben ohne durch mich verhört zu werden, weil er nach meiner Ansicht nicht vernehmungsfähig war.
In der ersten tagen, als "HANS" zu Lasten der SIPO-Amsterdam im Luftwaffenlazarett lag, sind durch diese Dienststelle seine ihn belastenden Papiere geprüft worden. Anhand dieser stellten man eine bestimmte Adresse in Amsterdam als Anlaufadresse fest. Dadurch konnte gleich am 2e Tage seine Kurierin und Sekretaerin Gerda EGGING (evtl. Deckname) in einer der Wohnungen festgenommen werden. Sie wurde mir einige Tage später auch nach Scheveningen überstellt. Sie hat "HANS" im Gefaengnis mehrfach besucht und ihn aufzumuntern versucht. Obwohl Gerda EGGING behauptete, um die Arbeitsweise des "HANS" nicht genaueres zu wissen, konnte ich dieses nicht zu glauben sein. Sie konnte auch -trotz ihres hellblondes Haares- Judin sein. Ich vermutete es jedenfalls, ohne nähre Beweise dafür zu haben. Sie musste "HANS" auch bereits länger kennen und auch mit seine Personelickeit. Gerda EGGING habe ich nicht schriftlich vernommen, sondern mündlich gehört. Das Ergebnis war im Ganzen gesehen, fast negativ, da ich Beweise für ihre Angaben nicht hatte. Ihre Tätigkeit gab sie zu -wusste auch, dass sie sich damit der Spionage schuldig gemacht hatte- doch fehlten mir die Einzelheiten, die sie nicht kennen wollte. Sie war bereits vor ihrer Festnahme gewarnt worden, sodass sie sich auf ihre Angaben gut vorbereiten konnte.
Ich habe Gerda EGGING -als ich, wie bereits auf Bl. 59 erwähnt, mit einem Auto nach Utrecht fuhr- auf eigene Faust enlassen und mit bis nach Utrecht genommen. Dort stellte ihr die gleichzeit zur Entlassung gelangte Frau CNOSSEN ein Fahrrad zur Verfügung, womit sie dann weiter bis Amsterdam fahren konnte.

Gerda EGGING hat mich in Begleitung eines niederl. od. brit. Leutnants -ich vermute, dass es "DAUBE" war- im Gefaengnis in Rotterdam aufgesucht, um Naeheres über "HANS" zu erfahren. Der Leutnant wollte mir seinen Namen nicht sagen, doch musste es nach Personen beschreibung, die ich im Kopfe hatte, der Para-Instr. d. BBO mit Decknamen "DAUBE" sein, der in Rotterdam-Amsterdam arbeitete und nichtfestgenommen worden war. Anhand der mir durch andere Agenten gegebene Personenbeschreibung musste "Daube" ein jüdisches Äusseres haben, was auch in der Tat zutraf. Ich wurde dadurch auch in meiner Vermutung gestärkt, dass nicht nur "HANS" sondern auch seine Sektretärin Gerda EGGING jüdischer Abstammung war. "DAUBE" fragte mich welcher Abstammung "HANS" nach meiner Meinung sei. Ich antwortete dass er Jude sein müsste. Dann fragte er weiter ob "HANS" nicht aus dem Grunde verstorben sei, weil er Jude sei? Ich wiederlegte ihm dieses und machte ihn mit der Namen der Niederländischen Arzten und Gefangenen-Sanitäter bekannt, wo er sich erkundigen könne. Frl. EGGING wies dieses auch sofort ab und betonte dass die Behandlung nicht besser hatte sein können.

Mit dem Ableben des Agenten "HANS" und der Entlassung der Gerda EGGING hatte ich aus diesem Vorgang keine Gefangenen mehr.
Es sind jedoch bei der SIPO-Amsterdam noch einige Mitarbeiter des "HANS" auch in der Umgebung von Alkmaar mit festgenommen -in Haft gewesen. Doch war ich darüber kein sachbearbeiter und kenne diese Leute nicht. Sie wurden in Fragen der NBS-Amsterdam durch die SIPO-Amsterdam verhört und bearbeitet. Über ihrer Verbleib kann ich daher keine Angaben machen.
An dieser Stelle muss ich bemerken, dass es in meiner Abwehrtätigkeit keine Rolle gespielt hat, ob einder der Agenten oder Festgenommenen Jude war oder nicht. Sie wurden allen gleich behandelt und wenn sich herausstellten, dass er unschuldig oder nur geringfügig belastet war, wurde er entlassen. Wenn ich auch verpfichtet war, solche Festgenommenen nicht zu entlassen, sondern sie dem Judenreferst zu übergeben, habe ich diese bewusst nie getan, weil ich ein Gegegner der Massnahmen war, die man gegen Juden in den Niederlanden ergriff. Ich will damit nicht sagen, dass ich ein Freund der Juden war. Ich war gegen die Massnahmen, wie man bei Razzien zusammentrieb usw. Vor meinem eigenen Gewissen wollte ich davon meine Hände rein halten, weil ich sie als Menschen betrachtete, die ein Recht darauf hatte, auch als Menschen behandelt zu werden.




SAMENVATTING

In dit deel van het dossier van Haubrok geeft hij aan wat er met Tobias Biallosterski is gebeurd. Vreemd hierbij is dat hij de werkelijke achternaam van Tobias weet en dat hij van Joodse afkomst is. Wie heeft hem dat verteld, volgens eigen zeggen heeft hij Tobias niet verhoord omdat Tobias daartoe, gezien zijn lichamelijke conditie, niet in staat was.
Misschien heeft hij terwijl hij wist dat hij dit niet zou overleven aan Haubrok verteld wat zijn werkelijke naam was zodat nabestaanden hem zouden kunnen vinden.Blijkbaar beschikte Haubrok ook over een beschrijving hoe Paul Polak eruit zag. Die had hij blijkbaar van andere agenten gekregen. De enige die Paul gezien heeft is waarschijnlijk Arie van Duin geweest. Hij zat net als Arie enige tijd in Rotterdam en was net als Arie marconist. Men heeft ongetwijfeld alles gedaan om Tobias te redden, maar gezien de omstandigheden en het mogelijke gebrek aan Medicijnen zal hem de das omgedaan hebben. Als Haubrok de wonden beschrijft die het schot veroorzaakt hebben moet Tobias zeer zwaar gewond zijn geweest en er is enige tijd overheen gegaan voordat hij geopereerd werd. In Obdam waar hij neergeschoten werd is hij waarschijnlijk alleen gestabiliseerd en heeft men getracht de bloedingen te stelpen.
Waar Tobias na zijn overlijden gebleven is wordt in dit dossier absoluut niet duidelijk. Mogelijk is hij ongekist in de duinen bij Scheveningen begraven, of hij is toch in het massagraf van het Bezuidenhout bombardement terecht gekomen.
Ondanks diverse verzoeken van zowel mij als van Suzanne heeft de begrafenis onderneming Innimee nooit op onze verzoeken om meer informatie gereageerd. Waar het lichaam van Tobias gebleven is zal waarschijnlijk voor altijd een raadsel blijven.
VORGANG BIALLOSTERSKI "HANS" -Para-Org. NBS für "Delta C"