HEINRICH KURT OTTO HAUBROK
VORGANG BARMÉ -Para-Funker des "BBO" London -
Der Parachutist-Funker BARMÉ war ehemals "Deutscher-Staatsangehörigkeit" und emigrierte als "Jude" vor dem Krieg in die Schweitz und von dortaus nach Niederland. Bei Kriegausbruch ging er nach England. In England lebte er - besonders auf den Funkschulen - unter dem Decknamen "Richard BOS". Nach seiner Funkausbildung wurde er durch das "BBO London" als Funker für die "NBS" in Niederland eingesetzt. BARMÉ wurde etwa im September 1944 in der Umgebung von Berkel bei Rotterdam gedropt. Ob er allein kam, kann ich heute nicht mehr sagen, doch glaube ich mich noch erinneren zu können dass mit ihm ëine gröse Menge CONTAINER  gedropt wurden. Er sprang später in die Stelle des durch Festnahme ausgefallenen Funkers "Nol" van DUIN. Sein erster Chef war der Verbindungs-Offizier zum LKP "Bert" de Goede. Dieser fiel aber nach der Festnahme des Funkers "Nol" aus, weil er wusste, dass er durch uns "erkannt" war und schaltete den Parachutist-Instrukteur "Wim" HOOGEWERF "Indische Wim" in seine Stelle. "Bert" wollte nach Einarbeitung des "Wim" nach England zurückkehren. Der Para-Funker BARMÉ funkte hauptsächlich für den Organisator "Bert", also für die "NBS" Rotterdam.

Etwa im Dezember 1944 wurde der Funker BARMÉ in Rotterdam angepeilt und festgenommen. Gleichzeitig wurde seine Kurierin Irene KERS aus Rotterdam, Strasse? festgenommen, als sie am gleichen Tage das Haus mit Berichten und Telegrammen anlief. Die Festnahme erfolgten in der Sendewohnung DIJKSHOORN, Rotterdam, Hoyledensingel 25.

Als ich aud Anruf hin in Rotterdam erschien hatte der Wehrmacht-Peiltruppe bereits folgenden Personen festgenommen:

Funker BARMÉ
Kurierin KERS
DIJKSHOORN, sen.

BARMÉ der die Deckbezeichnung "EDU" führte, war beim Senden derart überrascht worden, dass er nicht einmal seine Geräte und Papiere verstecken oder vernichten konnte. Auch die anlaufende Kurierin "Irene" KERS trug viele wichtige und für mich aufschlussreiche Papiere und Telegramme bei sich. Vor allem wurde bei ihr die Liste der neuen Kontaktadressen vorgefunden. "EDU" gab in seinem ersten Verhör in grossen Zügen alles zu. Lügen wäre auch zwecklos gewesen, denn die Papiere sagten allein schon genug. Er gab an, "Britischer Nationalität" zu sein und sollte in der Schweiz die Deutsche Sprache so gut gelernt haben. Zu diesem Punkt hörte ihn mein Chef SCHREIEDER selbst, der sich in der Schweiz gut auskennt. Dieser sagte ihm auf den Kopf zu, dass er ein solches Deutsch niemals in der Schweiz lernen könne. Das könne nur in Deutschland selbst gelernt haben. SCHREIEDER sagte, dass er "Jude" sei und höchstens vor Kriegsausbruch in die Schweiz emigriert sein könne. Obwohl man "EDU" anmerken konnte, dass die Ansicht SCHREIEDER's Stimmte, vereinte er dieses doch. Erst einige Stunden später - wir hatten dieses persönliche Thema lange abgeschlossen vertraute mir "EDU" an, dass er ehemals Deutscher war, Jude sei, vor dem Kriege ausgewandert sei und somit in England für staatenlos erklärt worden sei, dass er sich durch seinen persönlichen Einsatz gegen Deutschland die Britische Nationalität schneller erwerben wolle.

Ich hatte ihm vorher meine Ansicht über das Rassenproblem zu erkennen gegeben und ihm gesagt, dass es für mich persönlich keine Rolle spiele ob er Jude oder Christ sei, dass er für mich "Feindlicher Nachrichtenagent" sei. Er bat dann, über seine jüdische Abstammung nichts niederzuschreiben oder verlauten zu lassen, was ich ihm auch versprach zu tun und auch gehalten habe.
"EDU" erzählte über seine Funkarbeiten für "BERT" und dessen späteren Nachfolger "WIM". Zu dem wichtigen Adressenzettel machte er Angaben, dass "WIM" soeben seine Kontaktadressen geändert habe. Diese waren am gleichen Tage erstmalig gebraucht worden. Er nannte auch die alten Adressen, nachdem ich ihm versprach, diese nicht anzurühren, allein wollte ich den betr. Personen wissen lassen, dass ich sie kannte, damit sie mit ihrer gefährlichen Arbeit aufhörten. er sagte auch, dass die Kurierin "Irene" auch erst einige Tage "Im Dienst" sei. Ihre Vorgängerin war "krank" und lag irgenwo in Rotterdam im Krankenhause. Sie war eigentlich die Chefkurierin, während "Irene" nur eingeschaltet worden war zwischen den Funker "EDU" und der Kontaktadresse. Zwischen "BERT" bzw. "WIM" und dieser Kontaktadresse verrichtete eine Kurierin names "THEA" den Dienst. Beides zusammen hatte früher die Chef-Kurierin -X- verichtet.
Die neue Kontaktadresse zwischen "BERT" bzw. "WIM" und dem Funker "EDU" war eine Familie -X- Rotterdam, Jerichowlaan 107 (?).
Es handelt sich um eine junge Frau, die mit ihrem Vater oder Schwiegervater zusammenwohnt. Ihr Mann war als Niederländischer Soldat in Deutscher Kriegsgefangenschaft. Aus dem vorgefundenen Zettel ging hervor dass - im Falle diese Familie nicht anwesend war - die Berichte auch bei der auf gleicher Etage wohnende Nachbarfamilie -X- angegeben werden könnten.
Am folgenden Tage suchte ich mit einigen Beamten diese Kontactadresse in der Jerichowlaan 107 auf, um die Kurierin "THEA" absufangen. Die junge Ehefrau verneinte zuerst alles, gab aber später doch alles zu. Am gleichen Tage, als wir uns in der Wohnung befanden, lieff auch "THEA" an. Sie konnte aber mit hilfe der jungen Frau noch im letzten Moment gewarnt werden und auf ihrem Fahrrad flüchten. Die junge Frau erzählte dann auf Drängen, dass sie durch einen älteren Herrn -X- aus der Jeruzalemstrasse (?) in diesem Verband gekommen sei. Daraufhin ging ein Kommando in diese durch die junge Frau angewissene Wohnung und nahm diesen Mann fest. Ich hatte der jungen Frau -X- jedoch vorher versprochen, dass ich diesem Manne "den Kopf nicht abreissen würde". Allein wollte ich wissen, wie die einzelnen Verbindungen laufen. Im Auto - welches vor der Gastankstelle in der Nähe der Jerichowlaan parkte - verhörte ich ihn kurz und es ergab sich, dass er weder belastende Papiere bei sich trug, noch über den derzeitigen Aufenthalt "BERT's" etwas sagen konnte. Nach der ganzen Situation musste er aber doch eine "grösere Rolle" spielen. Aber ich wollte mein Wort halten, welches ich der jungen Frau gegeben hatte. Ich entliess ihn an Ort und Stelle, nachdem ich ihn ernstlich verwarnthatte.
Auf dem erwähnten Zettel war weiter die Kontaktadresse Rotterdam, Schiekade 81 verzeichnet. Am folgenden Tage begaben wir uns unter Leitung des Unterstuf. WILFERT (Karl Wilfert?) an diese Adresse, um zu sehen, wer dort alles im Laufe des Tages anlief. Unten im Hause waren Büroräume, die aber zur Zeit geschäftlich nicht benutzt wurden. Allein durch die "illegalität", Kontaktmann im Hause war der junge Ehemann -X- der im gleichen Hause - Schiekade 81 - oberste Etage seine Wohnung hatte. Er war krank und ist, wie ich im Rotterdammer Gefängnis hörte, später verstorben. 
Jericholaan, Rotterdam.
Waren dit de bewuste bewoners op het contactadres?
De huwelijksdatum van 17-8-44 doet vermoeden van
niet.
Seine Wohnung wurde durch uns oberflächlich durchsucht, jedoch nichts gefunden. Diese Adresse musste eine bedeutende sein, denn nach etwa 1 Stunde waren ca. 10 - 12 Personen angelaufen, die keine "geeignete Ausrede" für ihren Besuch hatten. Die meisten wollte telefonieren, obwohl es in Büro kein Telefon gab, sie kamen "so zufällig" vorbei. Andere wollten sich eine "Fietspumpe" leihen, obwohl sich keine im Hause befand.
Dann kam plötzlich ein junger Mann mit Indischen Einschlag. Es war zi meinem Erstaunen, der Vertreter der "BERT" (
Bert de Goede), der Parachutist-Instruktör "WIM" HOOGEWERFF, "Indische Wim".
Er wurde an der Haustüre durch 2 Beamte von uns empfangen und nach Waffen durchsucht. Man fand jedoch nichts. Man schickte ihn in einen Nebenraum wo ich sass und die einzelnen angelaufenen agfragte. Ich sagte ihm auf den Kopf zu, dass er der "Indische Wim" sei, worauf er prompt antwortete: "Ja, Sie haben Recht". Da ich wusste, dass er nach Waffen bereits an der Haustüre durchsucht worden war, liess ich die ausreichende Vorsicht fallen. Ich forderte "WIM" auf, alles aus seinen Taschen zu nehmen und vor mir auf den Tisch zu legen. Letztes fasste er sich dann in seine linke Innentasche, zog aus einem Lederfutteral eine 12 mm Colt Pistole und versuchte, diese auf mich - ich stand unmittelbarvor ihm - abzufeuern. Sie war entsichert und eine Kugel befand sich im Lauf. Im letzten Augenblick konnte ich sein Vorhaben bemerken, schlug ihn die Hand zur Seite, sprang zu und konnte sie aus der Hand nehmen, ohne dass ein Schuss ausgelöst wurde. Dieser Vorgang wurde durch die Mitfestgenommenen ca 10-12 Personen mitangesehen.
Einige Minuten später lief an diesem Hause wieder ein junger Mann an, der sich "MOOLENAAR" nannte. Als er die beiden uniformierten Beambten von uns vor sich sah, zog auch dieser plötzlich eine Pistole aus der Tasche, wollte schiessen, kam aber nicht zum Schuss. Seine Pistole war entweder irrtümlich noch gesichert, oder es befand sich keine Kugel im Lauf. Als er merkte, dass er nicht schiessen konnte drehte er sich um und lief davon. Durch die Wache an der Türe wurden ihm einige Schüsse nachgeschossen, von denen einer ihn traf. Der Verletzte lief jedoch weiter und sprang in einen Slot oder eine Gracht in der Nebenstrasse. Einer der Türwache hatte ihn eingeholt, der ihm in den Slot nachgesprungen war. Der Verletzte hatte eine Bauchschuss. Ich habe den ganzen Vorgang nicht persönlich gesehen, weil ich mich im Hinterzimmer befand. Da er nicht zum "Funkkomplex" gehörte, sondern zum örtlichen "NBS" habe ich ihn auch nicht zur Sachbearbeitung bekommen, dafür wurden WILFERT bestimmt. (Wie was deze "Molenaar"?) Ich weiss auch nicht, was er in seinemVerhör angegeben hat. Wohl hörte ich im Laufe der nächsten Zeit von WILFERT, dass der Verletzte als "MOOLENAAR" in Rotterdam nicht existiere, dass seine Personalien "unbekannt blieben", weil seine Angaben über seine Person vollkommenfalsch seien. Was aus "MOOLENAAR" gewordenist, weiss ich nicht. Es gibt hier aber nur zwei Möglichkeiten: Entweder is MOOLENAAR an den Folgen seiner Verletsungen gestorben, oder er ist als Geisel für "RAUTER" mit erschossen worden. Darüber könnte eigentlich heute nur WILFERT Angaben machen, Letztens glaube ich sehr, weil ich von einem Ableben des MOOLENAAR etwas gehört haben müsste. Dieses ist aber auch bei dem Beerdigungs-Institut "Innimee" Den Haag zu erfragen, weil dieses Institut die Leichen solcher im Gefängnis Verstorbenen zur Bestattung übernahm. Der Niederländische Gefängnisarzt Dr. med. WESTERTERP bzw. sein Assisent -X- oder auch der zu der Zeit einsitzende und als Zahnarzt und halber Mediziner fungierende Zahnarzt Dr. JENS aus Wassenaar könnten zum Verbleib und den Verlauf seiner Verletzungen evtl. Angaben machen. Ich weiss nichts näheres, weil mich der Mann nicht interessierte, da ick kein Sachbearbeiter über ihn war, sondern WILFERT.

Zusammen hatten wir im Hause "Schiekade 81" jetzt nachfolgende Gefangenen:
Parachutist-Instruktör "WIM" HOOGEWERFF, Verwundeter MOOLENAAR und ca. 10 - 12 weitere verdächtige Personen die entweder keine oder nur geringe belastende Papiere bei sich trugen. Da der Verletzte "MOOLENAAR" dringend ärztliche Hilfe haben musste - wir hatten ihm einen Notverband angelegt - pakten wir "MOOLENAAR" mit "WIM" HOOGEWERFF ins Auto und fuhren nach Den Haag zurück. Die restlichen 10-12 Gefangenen habe ich persönlich verwarnt und auf die Gefährlich ihrer Arbeit nochmals hingewiesen. Nachdem ich zur Einschüchterung ihre Namen oberflächlich notiert - von denen bestimmt die meisten falsch waren - wurden sie Entlassen. Dem Kontaktmann in Hause sagte ich zur Einschüchterung, "dass wir in den nächsten Tagen nochmals zu ihm kommen würden, um die Sache genauer zu untersuchen, was nicht geschah".

Der Inhaber und Verantwortliche der Sendewohnung wo der Funker "EDU" BARMÉ festgenommen worden war DIJKSHOORN sen. Rotterdam, Hoyledensingel 25, gab in seiner Vernehmung an, dass er nicht gewusst habe dass in seinem Hause gesendet wurde. Er sagte, dass es ihm geheim geblieben sei, was der "Junge Mann" in seiner Wohnung tat. Er konnte "angeblich" auch keine Angaben dazu machen, wie und durch wen "EDU" in sein Haus gekommen sei. Er entschuldigte alles damit, dass er stark unter Asthma Leide und sich um die Geschehnisse im Hause nicht kümmere. Das stimmte nicht, denn ich war selbst mit in der Wohnung und konnte feststellen, dass er als Hausherr wohl gewürdigt wurde. Bei seinem Abtransport hatte er einen Betrag von 3000 Gulden bei sich, die er versuchte seine Frau geheimnisvoll zuzuschieben. Da er über die Herkunft dieses Geldes verzweifelte Angaben machte, die im Gegensatz zu denen seiner Ehefrau standen, wurde das Geld erst einmal beschlagnahmt. Auffallend war nähmlich das der Funker "EDU" kaum Geld bei sich hatte, obwohl er erst vor einigen Wochen gedropt worden war. Ich vermutete dass dieses die Agentengelder des "EDU" waren.

Der alter Herr DIJKSHOORN tat mir leid. Er war bereits über die 60 und starker Asthmatiker. Ich ging - obwohl er verknöchert an seinen Unwahrheiten hing - zu FRANK und sagte diesem "dass DIJKSHOORN im höchsten Grade TBC habe und sprach für seine Entlassung. Dabei erwähnte ich, dass er um die Sendungen im Haus nicht orientiert gewesen sei". FRANK erklärte sich mit der Entlassung einverstanden. Am folgenden Tage konnte ich DIJKSHOORN nach Hause entlassen, nachdem er sich ca 8 Tage in Haft befunden hatte. Und die 3000 Gulden bekam er auch mit, weil ich ihm nicht nachweisen konnte, dass es Agentengelder waren oder solche, die zu Wiederstandzwecken benutzt wurden. In Seiner Wohnung war ein Filmvorfürungsgerät mit einer Anzahl Filme vorgefunden und beschlagnahmt worden. Dieses Gerät war durch die SiPo bereits an die "Truppenbetreuung in Den Haag" abgegeben. Als DIJKSHOORN dann einige Wochen später um die Rückerstrattung des Gerätes bat - er schichte einen Wehrmachtoffizier vor begab ich mich zur "Truppenbetreuung", wo ich das Gerät zurückbekommen konnte. Ich habe es dann der Familie wieder zugestellt.
Ich muss an dieser Stelle darauf hin weisen, dass eigentlich nach einem Erlass des Reichskommissars der gesamte Besitz aus den Sendewohnungen, Kontaktadresse, und anderen, beschlagnahmt oder vernichtet werden musste. Wenn dieses nicht geschah, dann was es meist eine menschliche Rücksichtnahme des betr. Sacharbeiters. Also hatte DIJKSHOORN keinen rechtlichen Anspruch auf das Filmgerät.

Ähnlich verhielt es sich bei der Kurierin Irene KERS. Sie machte mir tatsachlich den Eindruck, als habe sie erst seit einigen Tagen Kurierarbeit geleistet. Ich sagte ihr, dass ich sie entlassen würde wenn sie von Beginn an die Wahrheit sagen würde. Das hat sie dann auch getan, vielmehr konnte ich ihr Gegenteiliges nicht nachweisen. Obwohl sie mir gesagt hatte, dass sie wusste was sie tat; dass sie wusste dass "EDU" von England gekommenwar und mit Hilfe eines Sendegerätes Berichte gegen Deutschland nach England sandte, meldete ich FRANK aus menschlicher Rücksichtnahme, "dass Irene KERS nur einmal die Berichte zu "EDU" getragen habe, im übrigen aber nicht gewusst habe was sie enthielten und welche Strafbarkeit damit beging". Ich schlug FRANK die Entlassung vor mit der Begründung "dass sie nicht gewusst habe, dass sie Strafbares tat". FRANK erklärte sich unter diesem Gesichtspunkt mit der Entlassung aus der Haft einverstanden. Worauf ich sie dann nach einigen Tagen Haftzeit nach Hause entlassen konnte. Das war für Frl. KERS eine angenehme Überrachung, denn als sie in der Funkstelle mit Berichte in der Hand festgenommen wurde, hatte sie bestimmt damit gerechnet, in Kürze erschossen zu werden. So auch der alte Herr DIJKSHOORN, die Ehefrau aus der Jerichowlaaqn 107, der altere Herr -X- aus der Jeruzalemstrasse ? und die 10-12 Festgenommenen aus dem Hause Schiekade 81.

Insgesamt wurden in diesem Vorgang BARMÉ Folgende Personen festgenommen, bzw. festgenommen und sofort wieder entlassen: BARMÉ "EDU" - Funker BBO, KERS, Irene. Kurierin (nach einige Tagen entlassen), DIJKSHOORN (nach einige Tagen entlassen), HOOGEWERFF "WIM" - Parchutist-Instruktör BBO, MOOLENAAR (Sacharbeiter WILFERT), 10-12 Personen im Hause Rotterdam, Schiekade 81 entlassen, Ehefrau -X- Rotterdam, Jerichowstrasse 107 (sofort entlassen), älterer Herr -X- Rotterdam, Jeruzalemstrasse ? (sofort entlassen).
Nach diesen Entlassungen blieb noch zu meinen Lasten zu diesem Vorgang in Haft, allein der Parachutist BARMÉ. (Der Parachutist HOOGEWERFF gehört zu dem nachfolgende vorgang, über den ich besonders schreiben werde)

Beginn März 1945 stand auch "EDU"-BARMÉ mit auf der Liste der "Rauter-Geisel". Um ihn zu beweisen, dass ich keinen Unterschied zwischen Juden und Christen in der Arbeit machte und auch für ihn zu sorgen so gut ich es konnte wie ich ihm versprochen hatte, "setzte ich ihn, wie verschiedene andere meiner Gefangenen im letzen Augenblick noch mit auf die Transportliste des Transportes der etwa zur gleichen Zeit Scheveningen verliesse. Die Gefangenen waren bereits im Hofe angetreten. Ich schob ihn einfach dazwischen und hoffte ihn somit über die grösste Gefahr geholfen zu haben".
Dieses hatte ich mit ihm so vereinbahrt. Ich liess ihn noch vorher einen Brief an seine Eltern schreiben, der nach England gerichtet war. BARMÉ händigte mir dann seine Armbanduhr aus, die ich der betr. Adresse in London zustellen sollte. Da es sich um eine sehr gute Uhr handelte schien ihm dieses sicherer.
Wie sich einige Tage später herausstellte hatte man auch "BARMÉ" mit 3 oder 4 anderen meinder Gefangenen in Amersfoort (?) aus dem Transport herausgeholt und für "RAUTER" doch mit erschossen.
Den Brief nach England legte ich zu meinen Schriftsachen (Blaues Buch usw.) die über Colonel SNIJDERS vom M.G. (
Militair Gezag) an Overste Dr. SOMER vom BI weitergegeben wurden. Das "blaue Buch" enthielt eine private Aufstellung aller durch mich erkannte, aber nicht festgenommen und festgenommenen Parachutist-Agenten und vor allem ihren Verbleib. Die Uhr übergab ich in Rotterdam einem Rechercheur, der mich verhörte. Die Quittung darüber befindet sich bei meinen Effecten. Ich kann aber nicht glauben dass diese Uhr an die Eltern des BARMÉ durch den Rechercheur weitergeleitet ist. Denn ich hatte ihm allein so gesprächweise von dem Vorhandensein der Uhr erzählt. Obwohl er absolut keine Kentnisse in Agentensachen hatte kam er nach ca 8 Tagen wieder zu mir and sagte er sei durch die Eltern der BARMÉ von London aus beauftragt die Uhr in Empfang zu nehmen. Ich verlangte daraufhin eine Quittung die er mir auch ausstellte. Ich bin der Meinung, dass diese Uhr in unrechtmässige Hände gelangt ist. Denn so schnell konnte der Rechercheur sich mit den Eltern in London nicht auseinandergesetzt haben. Ich habe sofort den "Sohn" des Strafgefängisses in Rotterdam, einen jungen Bürobeambten namens POSTMA der POSTUMUS (ca 18 Jahre alt) uaf die Unrechtmässigkeit aufmersam gemacht. Es ist jedoch nichts daraufhin veranlasst worden.
Diese Angelegenheit ist für mich besonders peinlich, weil BARMÉ in seinem Brief an seine Eltern etwa wörtlich geschrieben hat: "Meine Armbanduhr nehme ich nicht mit auf Transport die habe ich meinem Sachbearbeiter HAUBROK zusammen mit diesem Brief gegeben. Er wird für die Weiterleitung Sorge tragen". Nun wird der Brief im Besitz der Eltern sein aber m.B. die Uhr nicht (?)



Richard Barmé geboren 3 oktober 1924 te Küllenhahn (Duitsland), geëxecuteerd 8 maart 1945 op de Waalsdorpervlakte bij Wassenaar. Was SOE marconist, gedropt in de nacht van 1 op 2 november 1944 in de buurt van Benthuizen, Zuid-Holland. Gearresteerd als gevolg van radio peiling op 2 februari 1945. Radioplan genaamd GRANTA, naam van missie TRAPPING. Radio code: EDU, naam in het veld Richard Bos.

Blijkbaar is Barmé niet op transport gezet naar Amersfoort, want hij is vlak bij de Scheveningse gevangenis, op de Waalsdorpervlakte, geëxecuteerd. Otto Haubrok heeft hem dus niet kunnen redden.




Eddy de Roever
heeft een boekje over Richard Barmé gepubliceerd: 'Richard Barmé. Het Korte leven van een scholier, Engelandvaarder, geheim agent en represaille-slachtoffer'. Hierin beschrijft hij hoe het leven van Richard eindigde en haalt hij het verhaal van Haubrok hard onderuit. Aan de andere kant rammelt zijn verhaal aan ale kanten, kloppen een groot aantal feiten niet en zijn hier en daar aannamens gedaan.

" De rij gevangenen waar Richard door Haubrok zou zijn tussengeschoven, was de groep terdoodveroordeelden waartoe ook Piet Simons
(bewoners zendadres van Richard) behoorde. Deze Todeskandidaten wachtten op transport naar Amersfoort. Houbrok had daarvoor zelf meegeholpen met het aanwijzen van een aantal slachtoffers en wist heel goed dat deze voor Amersfoort bestemde groep ten dode was opgeschreven. (Toch zijn een aantal agenten en hun helpers erdoor gekomen, waarvan sommigen in Noord-Duitsland om het leven zijn gekomen). Als hij Richard daar inderdaad zou hebben tussengeschoven, was dit een smerige streek. (Wat had hij dan moeten doen?) In Amersfoort wachtte Richard hetzelfde lot als op de Waalsdorpervlakte.

Een brief van Richard hebben zijn ouders nooit ontvangen (
was deze misschien te positief over Haubrok?). Een door Kas de Graaf ingesteld nader onderzoek, waarbij Haubrok over dit onderwerp uitgebreid werd ondervraagd, leverde niets op. Haubrok hield vol dat de brief zich in een map bevond, die tijdens zijn verhoor door 'iemand' was meegenomen. (Zijn deze verhoren nog ergens beschikbaar?). Toen het verhoor plaatsvond van een aantal SD-ers die in de omgeving Haubrok hadden gewerkt, werd aan de pols van één der ondervraagden een Engels agentenhorloge ontdekt. De SD-er (wie?) bekende dat hij dit horloge van Haubrok had gekregen. Na enige aandrang gaf Haubrok toe dat dit horloge van "EDU" afkomstig was. Het is daarna alsnog naar zijn ouders gestuurd.

Het is opvallend dat van de vier gevangengehouden BBO-agenten juist Richard Barmé en Wim Hoogewerff door Houbrok zijn uitgekozen om te worden gefusilleerd (
dit werd niet door Haubrok bepaald). Zij hadden alle vier dezelfde misdaad tegen het Nazi-regime bedreven, spionage. Niet meer en niet minder. Daarop stond de doodstraf (ook in Engeland), die werd uitgevoerd door middel van executie of verblijf in een concentratiekamp met dodelijke afloop. Voor zover bekend zijn in Europa bijna alle gearresteerde SOE- en andere agenten, vaak onder de vreselijkste omstandigheden, door de Duitsers om het leven gebracht. Slechts in een geval is het leven van een vrouwelijke agente gespaard. Dat was de SOE-agente "Odette", die door een Duitse kampcommandant ter bescherming van zichzelf werd meegenomen naar de Amerikaanse linies.

Haubrok had, in tegenstelling tot wat hij in zijn verweerschrift vermeldde, als SS-er geen enkele sympathie voor Joden en kleurlingen. Vermoedelijk heeft hij daarom, vanwege hun afkomst, de half-joodse Richard Barmé en de Indo Wim Hoogewerff geselecteerd. De beide andere BBO-agenten, Arie van Duyn en Cor van Bijsterveld (
deze laatste was helemaal geen BBO-agent, maar een lokale marconist), werden zelfs veertien dagen voor de bevrijding door Houbrok in vrijheid gesteld (Arie van Duyn werd samen met Jos van Alebeek in vrijheid gesteld).
Overigens heeft de rechter zich door de zogenaamde menslievende houding van Otto Haubrok niet laten misleiden. De Duitser, tevens veroordeeld voor andere misdaden (
ten onrechte), heeft nog een aantal (6) jaren in Nederland zijn straf moeten uitzitten".




Het contactadres van Barmé was in de Rochussenstraat in Rotterdam, hier ontmoette hij Tjerk Elsinga, alias THEO.

Zijn eerste zendadres was Sonmansstraat 11b te Rotterdam, bij Corrie en Piet Simons.

Bep de Koning
was de koerierster van EDU en van BERT. Zij woonde op een geheim adres in Rotterdam: Cypreslaan 23. Zij had na een val met de fiets een hersenschudding opgelopen en werd vervangen door Irene Kers.

Bert de Goede
verbleef in die periode op het adres Graaf Florrisstraat 83, te Rotterdam, bij de familie Van de Wetering.

Na de arrestatie van Arie van Duyn, verhuisde Barmé naar het adres Hoyledesingel 25 te Rotterdam. Hier woonden de heer en mevrouw Dijkshoorn, hun zoon Frans zat ook in het verzet.

Tevens gebruikte Barmé het adres Ceintuurbaan 20 te Rotterdam om berichten te verzenden, die was het ouderlijk huis van BBO agent Piet de Beer, alias WITTE PIET, missie SNOOKER.

Volgens Eddy de Roever heeft Barmé, na de arrestatie van Tony Visser, ook berichten ten behoeve van 'Groep Albrecht' verstuurd.
www.gedenkbuch-wuppertal.de
Stephan Stracke

Stolpersteine für Rita und Richard Barmé
Zur Kaisereiche 101, früher Obere Rutenbeck 16

Hier in dieser Villa lebte bis Oktober 1938 die jüdische Familie Barmé: Benno und Dina Barmé mit den Kindern Rita und Richard, die 1923 bzw. 1924 geboren wurden. Benno Barmé hatte zusammen mit seinem Bruder Friedrich in den zwanziger und dreißiger Jahren metallverarbeitende Betriebe in Langenberg und Hohenlimburg geleitet. Die Barmés gehörten zu den stark assimilierten jüdisch-deutschen Familien, in denen die jüdische Religion keine bedeutende Rolle mehr spielte. Die Barmés wurden in die evangelische Kirche aufgenommen und die Kinder Rita und Richard am 15. März 1933 evangelisch-lutherisch getauft. Später wurden die Barmés Mitglieder im „Reichsverband nichtarischer Christen“ bzw. des Paulus-Bundes.
Dem Fabrikanten Barmé machten die nationalsozialistisch gewendeten Geschäftsfreunde und Institutionen schrittweise klar, dass im neuen Deutschland kein Platz mehr für „nicht-arische“ Unternehmer war. Barmé reagierte 1936 mit einer Neustrukturierung seiner Betriebe. Einen Teil des Hohenlimburger Werkes und das Grundstück verkaufte er an Hoesch, der andere Teil der Fertigung wurde nach Langenberg verlegt. Ab 1936 bereitete Barmé die Emigration seiner Familie vor und versuchte sein Vermögen im Ausland in Sicherheit zu bringen und die Geschäftsanteile seiner Betriebe zu verkaufen. Ein Verkauf, der in niederländischen Gulden abgewickelt werden sollte, und der die Rettung zumindest eines Teils des Verkaufserlöses ermöglicht hätte, wurde von „Geschäftsfreunden“ verhindert. Schließlich stieg der Verkaufsdruck massiv und die Geschäftsanteile mussten 1938 weit unter Wert, wie die Restituierungsbehörden nach dem Krieg urteilten, verkauft werden.

Benno und Dina Barmé kehrten im Sommer 1938 nicht mehr von einer Geschäftsreise in die USA zurück und ließen sich in den Niederlanden nieder. Die Kinder Rita und Richard Barmé, die zwischenzeitlich ein Internat in der Schweiz besucht hatten, siedelten ebenfalls in die Niederlande über. Benno Barmé gründete bereits Ende 1939 ein neues Metallunternehmen, dass die Produktion von Stangen aus einer Messing-Zinklegierung und aus Aluminium vorbereitete und die Familie konnte zunächst - auch durch die in die Niederlande geschmuggelten Wertgegenstände - gut leben.
Als aber die Wehrmacht am 10. Mai 1940 die Niederlande überfiel, gerieten die Barmés in große Gefahr. Am 2. Juli 1940 wurden allen Familienmitgliedern die deutsche Reichsangehörigkeit entzogen. Neben der Staatenlosigkeit bedeutet diese Maßnahme die automatische Enteignung aller im Deutschen Reich verbliebenen Besitz- und Vermögenswerte. Das galt insbesondere für die Erlöse aus dem Verkauf, die auf einem Sperrkonto lagen und später auch für das Wohnhaus, Gemälde und die gesamte Wohnungseinrichtung. Ab 1941 wurden die Lebensbedingungen für die Barmés immer prekärer. Benno Barmé, dessen neues Unternehmen aufgelöst wurde, musste sich nunmehr als Metall-Aufkäufer für eine deutsche Dienststelle durchschlagen. Die Kinder, konfrontiert mit den Judengesetzen und der beginnenden Verfolgung, politisierten sich.


Rita Barmé

Die 1942 19 jährige Rita Barmé engagierte sich im Widerstand und half jüdischen Underduikern, die sich den beginnenden Deportationen entziehen wollten. Bei dem Versuch eine jüdische Familie in die Schweiz zu bringen, wurde sie im Zug in der Nähe von Roosendaal verhaftet und am 10. Dezember 1942 nach Westerbork gebracht. Von dort aus wurde sie nur wenige Tage später in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und am 15. Dezember 1942 ermordet.


Richard Barmé

Richard Barmé beschloss im Juli 1942, gerade 18 Jahre alt, sich den niederländischen Streitkräften in England anzuschließen. Er verließ die Niederlande und gelangte, versteckt in einem Kohlezug, in die Schweiz, wo er zeitweise von den Schweizer Behörden interniert wurde, aber auch ein niederländisches Internat bis zum Abitur besuchte. Im Oktober 1943 ging die Reise weiter, mit zwei Freunden schlug er sich quer durch Europa nach Gibraltar durch, wo er dann eine Schiffspassage nach England erhielt. Am 16. März 1944 erreichte er endlich England. Er meldete sich bei beim Bureau Bijzondere Opdrachten und absolvierte eine Ausbildung zum Fallschirmspringer und Funker. In der Nacht von 1. auf den 2. November 1944 sprang er mit einem Sonderauftrag über den Niederlanden ab. Er schloss sich einer Kampfgruppe (KP) in Rotterdam an, und begann seine geheime Sendetätigkeit. Am 2. Februar 1945 wurde sein Sender aber in Rotterdam-Hillegersberg durch die deutsche Abwehr angepeilt und Barmé verhaftet. Er wurde im Gefängnis Oranjehotel in Scheveningen festgehalten und ausführlich verhört. Für einen Prozess fehlte den Deutschen die Zeit. Richard Barmé wurde am 8. März 1945 aus dem Gefängnis geholt und mit 37 anderen Widerstandskämpfern als Rache für den (missglückten) Anschlag auf den Höhereren SS- und Polizeiführer der besetzten Niederlande Hanns Rauter in den Dünen der Waalsdorpervlakte erschossen. Nach der Befreiung der Niederlande wurde Richard Barmé von der niederländischen und britischen Regierung für seinen Widerstandskampf hoch geehrt. Er ist u.a. Träger des „Bronzen Leeuw“. Seine sterblichen Überreste liegen nunmehr auf dem niederländischen Ehrenfriedhof in Loenen.

Die Eltern von Rita und Richard Barmé überlebten die Naziherrschaft in Theresienstadt. Nach einer Anzeige war Benno Barmé am 14. Januar 1943 und Dina Barmé am 23. Februar 1943 verhaftet worden und dem „Judenlager Westerbork als straffällige Juden zugeführt“ worden. Von Westerbork werden sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie den Krieg überlebten.
Sie kehrten nicht mehr nach Deutschland zurück und ließen sich zunächst in Amsterdam nieder. Nach dem Tod von Benno Barmé im Jahre 1960, siedelte Dina Barmé in die Schweiz über, wo sie am 15.9.2000 im Alter von 97 Jahren verstarb.
w.mugge@home.nl